Umzug nach Berlin-Neukölln
Nach wie vor assoziieren viele Menschen mit dem Ortsteil Neukölln prügelnde Jugendliche, asoziales Gebaren und die einst chaotische Rütli-Schule. Damals hatten Lehrer in einem Brandbrief an den Berliner Bildungssenat gefordert, die Schule zu schließen, weil sie der Gewalt durch Schüler nicht mehr standhalten könnten. Das Vorurteil, ein Westberliner Problemkiez mit hoher Kriminalitätsrate und niedrigem Bildungsstandard zu sein, ist noch nicht gänzlich verschwunden. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung von Neukölln hat sich im vergangenen Jahrzehnt viel verändert.
Denn Neukölln bietet etwas, das es in vielen anderen Ortsteilen Berlins nicht mehr gibt: Raum zur Selbstverwirklichung. Mit vergleichsweise niedrigen Mieten hat Neukölln in den letzten Jahren eine kleine Flut von Künstlern, Kreativen und Kulturschaffenden angelockt, die traditionell dem kleinen Geld folgen, um ihre Ateliers, Galerien, Cafés und Geschäfte betreiben zu können. Im Gegensatz zu anderen Ortsteilen verzichtet man in Neukölln jedoch auf jegliche Szene-Posen, die beispielsweise den Prenzlauer Berg in Verruf gebracht haben. Besonders der Reuterkiez, das nachts mit zahlreichen Bars zum Leben erwacht, ist ein gutes Beispiel für diese Entwicklung.
Trotz der Veränderung der vergangenen Jahre ist Neukölln mehr als andere Ortsteile noch ein Stück „altes Berlin“, das dem Motto „arm aber sexy“ treu bleibt. Alles wirkt ein wenig trist und schäbig, ist aber stets im Wandel und bleibt spannend. Dazu kommen verschrobene Einzelwarenhändler, türkische Minisupermärkte und skurrile Futschi-Tanken (Altberliner Eckkneipen). Architektonisch gibt es in Neukölln viele Altbauten mit wunderschönem Stuck. Die Mietpreise sind in den letzten Jahren allerdings drastisch gestiegen – günstig wohnen Neuankömmlinge auch in Berlin-Neukölln nur noch selten.
Fast jeder Kiez in Neukölln hat mittlerweile ein eigenes Quartiersmanagement, das mit der Verbesserung der Lebensqualität beauftragt ist – auch das ist ein deutliches Zeichen des Wandels. Als „Deutschlands größtes Sozialamt“ bezeichnete der SPIEGEL den Ortsteil Neukölln in einem Artikel von 1997, heute stellt sich der einstige soziale Brennpunkt deutlich ambivalenter dar. Vor allem Bauinvestoren haben das Potenzial dieses Ortsteils frühzeitig erkannt und beispielsweise neue Wohnungen im Grenzgebiet zu Kreuzberg gebaut. „Kreuzkölln“ heißt das Gebiet Nord-Neuköllns im Volksmund, das nur durch den Landwehrkanal vom Ortsteil Kreuzberg getrennt ist.
Daten und Fakten zu Berlin-Neukölln
- Fläche: Rund 117 Hektar
- Einwohner: Rund 163.000
- Frauenanteil: 48,6 Prozent
- Durchschnittsalter: 41,3 Jahre (gesamter Bezirk Neukölln)
- Single-Haushalte: 55,2 Prozent (Bezirk)
- Anteil an Ausländern: 31,9 Prozent
- Menschen mit Migrationshintergrund: 51,4 Prozent
- Arbeitslosenquote: 17,1 Prozent (Bezirk)
Umzug nach Prenzlauer Berg
Der Ortsteil Prenzlauer Berg – im Volksmund nur „Prenzlberg“ genannt – gehört zum Bezirk Pankow und gilt als gutsituierter und oft als „Schwaben“ verschmähter Szenebezirk. Schwaben deshalb, weil sich im Prenzlberg besonders viele Neubürger aus Baden-Württemberg angesiedelt haben. Die durchschnittlichen Mietpreise liegen hier mittlerweile so hoch, dass sich nur noch Gutverdiener Prenzlauer Berg leisten können.
Auf junge Leute, die nach Berlin ziehen möchten, wirkt der Prenzlberg wie ein Magnet. Der Ortsteil gilt als Vorreiter aller Szenebezirke, weil die Besiedelung hier gleich nach der Wende begann – und bis heute im Gange ist. Hier gibt es alles, was das Großstadt-Herz begehrt: Viele gemütliche Cafés, zahlreiche Kneipen und Wochenmärkte, die Nähe zur beliebten Einkaufsmeile Friedrichstraße, top sanierte Häuser, malerische Plätze und Straßenzüge.
Und diese tolle Kulisse zieht anscheinend besonders Menschen aus Süddeutschland an, weswegen sich vor ein paar Jahren sogar Ex-Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) brüskierte, weil der Berliner Dialekt zu verschwinden drohe. So schreiben etwa viele Bäcker in Prenzlauer Berg „Wecken“ (schwäbisch) auf die Karte, wenn sie von Brötchen sprechen – der Berliner würde dazu „Schrippen“ sagen.
Schwaben hin oder her, die Nachfrage nach Wohnungen in diesem Ortsteil ist ungebrochen. Die Preise sind dementsprechend hoch. In der Gegend rund um den Kollwitzplatz und im Süden des Prenzlbergs befinden sich die Mietpreise klar oberhalb des Berliner Durchschnitts. Die hübsch sanierten Gründerzeithäuser sind sehr begehrt und so verwundert es nicht, dass sich Promis wie Heike Makatsch, Matthias Schweighöfer und Daniel Brühl hier niedergelassen haben. Generell trifft man auf den Straßen auch viele Studenten und Künstler an, gewisse Kieze sind aber nur noch für Besserverdiener erschwinglich.
Der Grünen-Politiker und Stadtentwicklungsexperte Jens-Holger Kirchner setzt sich schon seit vielen Jahren für ein zukünftiges Verbot der Vermietung von Wohnungen für Feriengäste ein. Nicht wenige private Investoren hatten in der Vergangenheit Wohnungen nur deshalb gekauft, um sie tageweise teuer an zahlungswillige Touristen zu vermieten. Um die Parkplatzsituation in den Griff zu bekommen, führte Kirchner zudem vor einigen Jahren Parkautomaten ein: Anwohner erhalten eine Vignette, Besucher müssen ein Ticket ziehen.
Berühmt-berüchtigt ist Prenzlauer Berg außerdem für die hohe Kinderquote. Das Klischee von Prenzlberg als Ort der tausend Mütter mit Kinderwagen und Väter mit Tragetasche trifft tatsächlich zu, wie jeder bestätigen kann, der hier ein paar Stunden lang durch die Straßen zieht. Der Kinderwagen ist hier das, was anderswo das Auto ist: soziales Prestigeobjekt. Je teurer, desto höher der Status. Auf dem Spielplatz am Kollwitzplatz werden regelrechte Wettbewerbe ausgetragen, wessen Kind am meisten kann und wessen Kind jetzt aber wirklich lange genug auf der Schaukel saß. Insgesamt gibt es rund 100 Spielplätze im Kiez, die das Klischee von Prenzlauer Berg als Kinderhort bestätigen.
Bis auf gestohlene Kinderwägen (ernsthaft) ist Prenzlauer Berg aus krimineller Sicht eine ruhige Gegend, normalerweise geht es hier gesittet und gediegen zu. Außerdem bietet der Ortsteil viele Erholungsräume und grüne Oasen wie den Mauerpark, den Volkspark Prenzlauer Berg und den Leisepark. Diese Vorzüge haben sich herumgesprochen, es herrscht kein Mangel an Touristen. Die Kastanienmeile beispielsweise gilt als eine der beliebtesten Bummel- und Kneipenmeilen von ganz Berlin. Internationales Flair erzeugen neben den Touristen vor allem Franzosen, Amerikaner und Spanier – arabische und asiatische Migranten sind hier im Vergleich zu anderen Berliner Ortsteilen weniger vertreten.
Daten und Fakten zu Prenzlauer Berg
- Fläche: Rund 1.100 Hektar
- Einwohner: Rund 152.000
- Frauenanteil: 51,2 Prozent
- Durchschnittsalter: 40,8 Jahre (Bezirk Pankow)
- Single-Haushalte: 58,9 Prozent (Bezirk)
- Anteil an Ausländern: 12,5 Prozent
- Menschen mit Migrationshintergrund: 19,5 Prozent
- Arbeitslosenquote: 10 Prozent (Bezirk)