Tiny House: Wohnen auf minimalem Raum

Tiny House kaufen oder bauen:
Wohnen auf minimalem Raum

© itchySan / iStock

Winzige Häuser mit einer Wohnfläche von teils unter 10 Quadratmetern: Für immer mehr Menschen ist das Tiny House eine echte Alternative. Erfahren Sie hier, wie viel die Minihäuser kosten, welche Genehmigungen Sie brauchen und worauf Sie sich beim Wohnen auf engstem Raum einstellen müssen.

  • Tiny Houses sind Minihäuser mit einer Wohnfläche von teilweise unter 10 Quadratmetern. Wie groß ein Tiny House maximal sein darf, ist in Deutschland nicht geregelt. In den USA sieht die Definition eine maximale Grundfläche von 37 Quadratmetern vor.  
  • Die Tiny-House-Bewegung kommt aus den USA, wo sie aus den Trailer Homes bzw. Mobilheimen hervorgegangen sind. Eng damit verwandt sind auch Modulhäuser, die je nach Bedarf zusammengesetzt werden können.  
  • Sie können ein Tiny House kaufen oder nach eigenen Vorstellungen bauen (lassen). Wenn Sie dauerhaft darin wohnen wollen, brauchen Sie eine Baugenehmigung.

Kostenlos Hauskataloge anfordern

Welche Bauweise bevorzugen Sie?

Die Preise für Minihäuser hängen von der Gestaltung und Ausführung ab. Meist liegen die Herstellungskosten zwischen 1.000 und 2.000 Euro pro Quadratmeter. Je einfacher und kompakter die Form ist, desto günstiger wird der Bau des Minihauses.

Wichtig: Sparen Sie nicht bei der Dämmung – es sei denn, Sie nutzen Ihr Tiny House ausschließlich für den Sommerurlaub. Ansonsten zahlen Sie bei den Heizkosten drauf. Für ein ausreichend gedämmtes Tiny House sollten Sie mit mindestens 35.000 Euro rechnen.

So können Sie beim Bau eines Tiny Houses sparen

  1. Bauweise: Besonders günstig sind Tiny Houses als Fertighaus. Sie sind oft in den Ausbaustufen Bausatzhaus und Ausbauhaus zu haben. Mit etwas handwerklichem Geschick können Sie Ihr Tiny House so (zu großen Teilen) selbst errichten.
  2. Dachform: Entscheiden Sie sich für eine einfache Dachform wie ein Pult-, Sattel- oder Flachdach.
  3. Architektur: Sparen können Sie auch, wenn Sie auf architektonische Besonderheiten wie Mauervorsprünge verzichten. Wer seine Fenster in einer einheitlichen Größe wählt, spart ebenfalls Geld.
  4. Maße: In die Höhe zu bauen ist günstiger, als in die Breite zu gehen. Vor allem benötigen Sie dann weniger Grundstücksfläche.
  5. Grundriss: Wenige Trennwände bedeuten niedrigere Kosten. Offene Grundrisse verleihen schmalen Häusern eine großzügigere Atmosphäre. Passgenaue Regalwände können eine gute, recht flexible und platzsparende Alternative sein. Verzichten Sie bei der Grundrissplanung auf reine Verkehrsflächen wie Flure oder Vorräume.

Wie hoch sind die laufenden Kosten im Tiny House?

Aufgrund der geringen Wohnfläche und dem minimalistischen Grundgedanken zahlen viele Tiny-House-Besitzer:innen deutlich weniger Verbrauchskosten. Mit Solarzellen auf dem Dach sparen Sie zusätzliche Stromkosten.

Die Art der laufenden Kosten unterscheidet sich kaum von denen anderer Haustypen: Versicherungen, Grundsteuer und Betriebskosten müssen auch im Minihaus bezahlt werden. Es sei denn, Sie planen eine autarke Wasserversorgung, zum Beispiel durch einen eigenen Brunnen. Auch das ist mit Kosten verbunden und je nach behördlichen Auflagen nicht immer möglich.

Welche Versicherungen brauche ich für ein Tiny House?

Für ein Tiny House sollten Sie unbedingt eine Wohngebäudeversicherung abschließen. So sichern Sie sich ab gegen Schäden durch Feuer, Sturm, Hagel und Leitungswasser. In Hochwassergebieten kann eine zusätzliche Elementarschadenversicherung sinnvoll sein. Mobiliar und Einrichtung sichern Sie mit einer Hausratversicherung ab. Mehr lesen Sie in unserem Ratgeber zu Pflichtversicherungen für Hausbesitzer. Wenn Sie Ihr Tiny House transportieren wollen, benötigen Sie eine Transportversicherung.    

© immonet – Quellen: Eigene Recherche / Interhyp / Tiny House Fachverband – Stand: 2021

  • Nachhaltige und ressourcenschonende Wohnform

    Immer mehr Menschen wollen weniger Ressourcen verbrauchen und den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern. Tiny Houses passen perfekt zu einer nachhaltigen und minimalistischen Lebensweise.

  • Auf kleineren Grundstücken möglich

    Hinzu kommt, dass Wohnraum in und um Großstädte herum immer teurer wird und knapp ist. Grundstücke werden immer kleiner, jede freiwerdende Fläche wird bebaut. Tiny Houses erfordern wenig Platz und passen auch in schmale Baulücken.

  • Weitgehend selbstbestimmtes Wohnen

    In der Mietwohnung muss man sich mit Nachbarn und Vermieter:in arrangieren, in der Eigentumswohnung den Regeln der Eigentümergemeinschaft beugen und ein freistehendes Einfamilienhaus können sich viele nicht leisten. Ein Tiny House ist so die Lösung für alle, die ein eigenes Reich nach ihren Bedürfnissen planen und gestalten wollen.

  • Geringere Kosten für Bau und Unterhalt

    Für viele Menschen ist ein Tiny House die einzige Alternative, sich überhaupt ein Eigenheim leisten zu können. Die Kosten liegen meist unter denen einer Eigentumswohnung.

  • Kurze Bauzeit

    Die Zeitplanung beim Hausbau beträgt im Durchschnitt etwa 9 Monate. Ein Tiny House ist je nach Größe und Bauweise in wenigen Tagen bis Wochen errichtet.

  • Wenig Platz

    Auf maximal 55 Quadratmetern ist nur Platz für das Nötigste. Tiny Houses sind daher wirklich nur etwas für Minimalisten, die mit wenig Hausrat und Konsumgütern auskommen.

  • Geringer Gestaltungsspielraum

    Badezimmer, Wohnraum und mit geschickter Planung eine abgetrennte Küche: Viel mehr ist meist nicht möglich.

  • Eher ungeeignet für Familien

    Tiny Houses sind etwas für Singles und Paare ohne Kinder. Für Familien bieten Minihäuser meist nicht genügend Platz.

  • Oft keine Barrierefreiheit

    Obwohl Tiny Houses oft ebenerdig sind, lässt sich barrierefreies Wohnen im Alter nur schwer umsetzen. Türen sind meist schmal und in den Räumen – vor allem im Badezimmer – gibt es in der Regel wenig Bewegungsfreiheit.  

© Diane Bentley-Raymond / iStock
© Everett Atlas / iStock
© Mechelle Brooks / iStock
© TexasPixelPro / iStock
© Hilda Weges / iStock
© DCrane08 / iStock
© Hollandfoto / iStock
© Hilda Weges / iStock
© WinniC / Pixabay

Die schnellste und unkomplizierteste Option: Sie kaufen Ihr Minihaus als Fertighaus oder Modulhaus. In Deutschland bieten mehrere Firmen solche Modulhäuser in unterschiedlichen Modellen an. Die Raummodule werden komplett im Werk vorproduziert und innerhalb weniger Tage vor Ort aufgebaut.

Tiny-House-Dörfer auf dem Vormarsch

In Deutschland entstehen immer mehr Minihaus-Dörfer. Das Tiny House Village im Fichtelgebirge bietet zum Beispiel Tiny-House-Hotels und Stellplätze. In der Tiny-House-Siedlung Lilleby, etwa 40 Kilometer südlich von Lübeck, können Interessent:innen fertige Tiny Houses kaufen oder sich für einen Stellplatz bewerben. Weitere Dörfer sind geplant oder bereits in der Umsetzung – u.a. bei Hannover, im Baar Kreis (Schwarzwald), nördlich von Berlin, bei Dortmund oder in Warendorf (Nordrhein-Westfalen).

Tiny House planen lassen

Bei speziellen Wünschen oder Anforderungen können Sie Ihr Minihaus auch von Grund auf individuell gestalten (lassen). Es ist sinnvoll, mit Architekt:innen oder Generalunternehmen zusammenzuarbeiten. Für den Bauantrag ist die Unterschrift von Fachexpert:innen nötig.   

Tiny House selber bauen

Bei einem Tiny House trauen sich mehr Menschen Eigenleistungen zu als bei einem größeren Gebäude. Doch Vorsicht: Schätzen Sie Ihre handwerklichen Fähigkeiten realistisch ein. Arbeiten an Statik, Strom und Wasser müssen Sie Profis überlassen. Das ist aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben. Einzelne Arbeiten können Sie mit etwas Geschick aber selbst ausführen und so die Kosten senken.

Ob und unter welchen Voraussetzungen Sie ein Minihaus zu Wohnzwecken aufstellen bzw. bauen dürfen, hängt von der Gemeinde ab.

Zunächst einmal muss das Grundstück im Flächennutzungsplan der Gemeinde als Wohn- oder Mischgebiet ausgewiesen sein. Für die meisten Grundstücke gibt es einen Bebauungsplan, der genaue Vorgaben dazu macht, was und wie Sie bauen dürfen.  

Campingplatz als Alternative

Wenn Sie ein mobiles Tiny House planen und es nur vorübergehend – zum Beispiel für den Sommerurlaub – nutzen wollen, kann ein Campingplatz eine Alternative sein. Dort ist es manchmal erlaubt, ein Mobilheim aufzustellen. In der Regel können Sie das Tiny House dann aber nicht als Erstwohnsitz anmelden. Erkundigen Sie sich bei der jeweiligen Gemeinde, wie dies vor Ort geregelt ist. 

Erschließung muss gesichert sein

Wichtig ist, dass die Erschließung gesichert ist: Sie müssen Zugang zu einer Straße und zu Elektrizität, Wasser sowie Abwasser haben bzw. sich selbst versorgen können. Je weiter das Haus von anderer Bebauung entfernt ist, desto höher sind in der Regel die Erschließungskosten.

Genehmigung auf einem bereits bebauten Grundstück

Wer auf einem vorhandenen Grundstück ein zweites Gebäude errichten will, hat es meist einfacher, kommt um Anträge aber nicht herum. Wichtig ist zum Beispiel, dass Sie die vorgeschriebenen Abstandsflächen zu den Nachbargrundstücken wahren. Mehr erfahren Sie in unserem Ratgeber zur Grenzbebauung. Tipp: Sprechen Sie zuvor mit den Nachbarn über das Bauvorhaben. Ihre Zustimmung kann die Erteilung der Baugenehmigung beeinflussen.

1. Wie finde ich am besten heraus, ob ein Tiny House richtig für mich ist? 

Indem Sie sich zunächst gründlich informieren. Vernetzen Sie sich mit anderen Tiny-House-Bewohnern und lassen Sie sich von deren Erfahrungen berichten. Was es wirklich heißt, auf kleinem Raum und minimalistisch zu leben, finden Sie am besten beim Probewohnen heraus. Es gibt immer mehr Hersteller, die das anbieten - z.B. in Tiny Häusern auf Campingplätzen.

2. Hat sich die Nachfrage in der Corona-Zeit verändert? 

Ja, die Nachfrage ist definitiv gestiegen. Das merken wir an Anfragen bei uns im regionalen Verein. Ein Indikator ist auch die Facebook-Gruppe „Tiny House Deutschland“. Ihre Mitgliederzahl hat sind in der Pandemie-Zeit verdreifacht.

3. Wer ist die typische Zielgruppe?

Am stärksten ist die Generation 50+ vertreten. In dieser Lebensphase wollen viele raus aus dem Hamsterrad, überdenken ihren Lebensstil, müssen mit einer geringen Rente auskommen oder setzen einfach andere Schwerpunkte – zum Beispiel aufs Reisen. Ansonsten ist die Zielgruppe aber sehr gemischt: Es gibt Singles, Paare oder auch alleinerziehende Mütter, die sich für ein Tiny House entscheiden.  

Regina Schleyer

Regina Schleyer

Dipl.-Ingenieurin (FH, Fachrichtung Architektur) und Vorsitzende des Tiny House Verbands und des regionalen Vereins in Karlsruhe

Ein Tiny House ist dann der richtige Haustyp für Sie, wenn Sie:

  • nachhaltig und minimalistisch wohnen wollen, ohne viele Ressourcen zu verbrauchen 
  • Single oder ein Paar sind und mit wenig Platz auskommen
  • sich kein klassisches Eigenheim leisten können aber sich dennoch ein eigenes Haus wünschen
  • nur ein kleines Grundstück zur Verfügung haben.

Hier geht es zu unserem Impressum, den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, den Hinweisen zum Datenschutz und nutzungsbasierter Online-Werbung.