Eine junge Familie sitzt lachend auf einem Sofa.

Gesundes Wohnen

© KatarzynaBialasiewicz / iStock

Gesundes Wohnen ist ein Wert, der den Menschen in den vergangenen Jahren immer wichtiger wird. Doch wie genau schafft man es, gesund zu wohnen? Im Alltag lauern viele Gefahren, die auch vor dem eigenen Zuhause nicht Halt machen. Dazu gehören etwa Schadstoffe und Allergien. Wir geben Ihnen einen Überblick, wie Sie und Ihre Kinder gesund in den eigenen vier Wänden leben können.

Alle Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder gesund aufwachsen – aber schädlichen Einflüsse lassen sich nicht gänzlich vermeiden. Hier erfahren Sie, wo sich im Kinderalltag Schadstoffe verbergen und was Sie dagegen tun können.

Eine Frau trägt ihr Kind huckepack durch einen Garten
© jenn evelyn ann / unsplash

Bei der Renovierung auf die Materialien achten

Eine schadstofffreie Umgebung beginnt schon bei der Renovierung des Kinderzimmers. Verwenden Sie am besten mineralische Kalkputze und Farben ohne Lösungsmittel. Achten Sie bei allen Materialien auf Etikette und Warnhinweise. Idealerweise sind Sie sind mit den Arbeiten schon einige Wochen vor dem Bezug fertig – so kann das Zimmer auslüften.

Richtig lüften gegen Schimmel

Schimmelsporen kommen ganz natürlich in der Luft vor. Wird zu wenig gelüftet, können sich Schimmelpilze in der Wohnung einnisten. Manche Arten geben sogenannte Aflatoxine ab, die besonders bei Kindern zu Atemwegreizungen führen.

Um dem Problem zuvorzukommen, sollten Sie mehrmals am Tag die Fenster für fünf bis 10 Minuten öffnen, damit die Feuchtigkeit in der Raumluft entweichen kann. Sichtbaren Schimmel sollten Sie nicht mit der chemischen Keule entfernen, da deren Inhaltsstoffe ebenfalls die Atemwege belasten. Verwenden Sie stattdessen Hausmittel wie Alkohol oder Essigessenz.

Sicher ist sicher: Babyphone weit entfernt aufstellen

Auf die Frage der Schädlichkeit von elektromagnetischen Feldern hat die Wissenschaft noch keine eindeutige Antwort gefunden. Dennoch raten Experten dazu, etwa WLAN-Router so weit wie möglich von dem Ort entfernt aufzustellen, an dem Kinder sich bevorzugt aufhalten.

Falls Sie ein Babyphone benutzen, platzieren Sie es in möglichst großem Abstand zum Kopf Ihres Kindes. Besonders strahlungsarme Geräte erkennen Sie im Handel am Umweltzeichen „Blauer Engel“.

Kinderzimmermöbel beeinflussen die Raumluft

Das Kinderbett, der Kleiderschrank und der erste Schreibtisch begleiten den Nachwuchs oft über Jahre hinweg. Viele Hersteller verwenden für diese Möbel Spanplatten. In den darin benutzten Leimen können allerdings Stoffe wie Formaldehyd oder Phenole enthalten sein. Möbel aus Spanplatten dampfen diese Umweltgifte kontinuierlich aus. So kann die Raumluft im Kinderzimmer schnell eine erhöhte Schadstoffkonzentration erreichen. Insbesondere Formaldehyd wirkt in hohen Dosen und über längere Zeit aufgenommen krebserregend.

Eine gesunde, aber auch teurere Alternative sind Möbel aus Massivholz. Können oder wollen Sie sich die nicht leisten, achten Sie beim Kauf auf Gütesiegel. Einen Hinweis auf die Schadstoffbelastung von Möbeln gibt etwa das Emissionslabel der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM). Sicherheit bietet auch der „Blaue Engel“ auf Bett, Schrank und Co. Das Siegel zeigt, dass keine bedenklichen Mengen an Schadstoffen freigesetzt werden und das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Quellen stammt.

Hygienischer Wickeltisch: Keine Chance für Bakterien

Babys und Kleinkinder werden rund 4.000 Mal gewickelt, bevor sie keine Windeln mehr brauchen. Der Wickeltisch sollte daher mindestens einmal am Tag gereinigt werden. Dazu muss man nicht immer Desinfektionsmittel benutzen. Eine Lauge aus Wasser und Essig reicht meist aus. Nur wenn Stuhlgang oder Urin direkt mit dem Wickeltisch in Kontakt kommen, sollten Sie desinfizieren. Damit Sie keine Bakterien aus der vollen Windel verschleppen, ist Händewachsen nach dem Wickeln Pflicht.

Unbehandeltes Holzspielzeug verwenden

Besonders beliebt – sowohl bei Kindern als auch bei Eltern – ist Spielzeug aus Holz. Hinsichtlich der Farben, Formen und Beschaffenheit gibt es eine große Auswahl an Spielzeug. Doch Vorsicht: Die Farbe auf lackierten Bauklötzen oder Greifringen kann Blei oder andere Schwermetalle enthalten. Gerade Kleinkinder nehmen alles in den Mund. So gelangen Schadstoffe in den Körper und können zu Entwicklungsstörungen am Gehirn oder anderen Organen führen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, greift zu unbehandelten oder gewachsten Produkten. Geklebtes Holzspielzeug wie beispielsweise ein Holzpuzzle dünstet oft Formaldehyd aus. Entscheiden Sie sich daher besser für Vollholz-Artikel.

Vorsicht vor PVC und Phtalaten

Auch Kunststoff ist aus den Spielzeugkisten der Kinderzimmer kaum wegzudenken. Spielwaren aus Hartplastik sind meist unbedenklich. Risikoreicher sind etwa Puppen oder aufblasbare Wasserbälle aus PVC, einem zunächst harten Kunststoff, der durch die Zugabe von Weichmachern elastisch wird.

Weichmacher, etwa Phtalate, stehen in Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu gefährden sowie Leber und Niere zu schädigen. Obwohl zahlreiche Regelungen seitens der EU die Verwendung von PVC und Phtalaten einschränken oder gar verbieten, gelangt immer wieder Spielzeug mit diesen Stoffen in den Handel. Kaufen Sie daher, wenn möglich, PVC-freie Spielsachen.

Bei Spielzeug auf Gütezeichen und die eigene Nase achten

Unbelastetes Spielzeug erkennen Sie an verschiedenen Gütesiegeln. Das GS-Zeichen („Geprüfte Sicherheit“) steht für unabhängige Kontrollen. Auch mit dem Label „spielgut“ sind Spielwaren versehen, die schadstofffrei sind. Auf unbedenkliches Holzspielzeug weisen zum Beispiel das Öko-Test-Siegel und der „Blaue Engel“ hin.

Bei Zweifeln fragen Sie lieber nach: Der Händler muss innerhalb von 45 Tagen Auskunft darüber geben, ob gewisse Chemikalien im Spielzeug enthalten sind. Das beste Qualitätssiegel ist aber immer noch die eigen Nase. Riecht ein Spielzeug streng nach Chemie, sollten Sie lieber die Finger davon lassen. Gleiches gilt für parfümierte Spielzeuge – manche Duftstoffe können zu Allergien führen.

Farben in Kleidung können Allergien auslösen

Schadstoffe in der Kleidung können durch den direkten Hautkontakt besonders gefährlich sein. In der Textilherstellung kommen rund 1.900 verschiedene chemische Stoffe zum Einsatz. Nur wenige davon sind hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die Gesundheit erforscht.

Eine Kennzeichnungspflicht für die verwendeten Farben oder Chemikalien existiert nicht. Um ganz sicher zu gehen, hilft es nur, Kleidung mit Biosiegel zu kaufen. Die wichtigsten sind „Öko-Tex 1000“, „GOTS“ (Global Organic Textile Standard) und das „EU Eco-Label“. Die wichtigste Regel bei neuer Kleidung: Vor dem ersten Tragen immer waschen.

Second Hand ist (fast) immer eine gute Wahl

Gebrauchte Ausstattung für Ihr Kind ist aus gesundheitlicher Sicht oft die bessere Wahl. Gerade Kinderzimmermöbel aus zweiter Hand sind sehr zu empfehlen, denn eventuell enthaltene Schadstoffe sind bereits zum größten Teil ausgedampft.

Greifen Sie auch zu Kleidung aus Second-Hand-Läden. Sie ist weniger belastet, da sie meist schon oft gewaschen wurde und Chemikalien daher ausgespült worden sind. Bei älterem Plastik-Spielzeug sollten Sie allerdings zurückhaltend sein – weiche Puppen oder Tierfiguren könnten noch schädliche Weichmacher enthalten, die mittlerweile verboten sind.

Die Möbel im Kinderzimmer begleiten den Nachwuchs über viele Jahre. Deshalb sollten Schrank, Bett und Co. keine chemischen Stoffe enthalten, die Kinder auf Dauer krank machen können. Worauf Eltern beim Kauf achten sollten, erfahren Sie hier.

Sohn hilft dem Vater beim Aufbau von Kindermöbeln
© MANICO / iStock

Achten Sie auf die Herkunft der Möbel

Eltern kaufen im Durchschnitt viermal neue Möbel fürs Kinderzimmer, bevor ihr Kind zu Hause auszieht. Und bei jeder neuen Garnitur ist es wichtig, sich keine gesundheitsschädliche Einrichtung ins Haus zu holen. Haben Sie deshalb ein Auge darauf, wo die neuen Möbel herkommen. „Für Möbel, die aus deutscher oder europäischer Fertigung stammen, gelten strenge Grenzwerte hinsichtlich bedenklicher Inhaltsstoffe“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM).

Problematischer könnten hingegen Möbel sein, die in Asien oder Osteuropa produziert wurden, so Geismann. Die Kontrollen dort seien nicht so streng, zudem würden häufig schadstoffbelastete Materialien im Möbelbau verwendet. Das betreffe insbesondere Polstermöbel, aber auch Kastenmöbel aus Spanplatten.

Spanplatten können Formaldehyd enthalten

Spanplatten sind ein preiswerter Werkstoff für Möbel. Dabei werden Holzfasern mithilfe von Klebstoffen zu Platten verpresst. Eine mögliche Gesundheitsgefahr kann von Spanplatten ausgehen, wenn im Kleber Formaldehyd enthalten ist. Die Chemikalie wird mit der Zeit ausgedampft und kann sich in der Raumluft anreichern.

Deshalb werden Spanplatten in Emissionsklassen unterteilt. Wollen Sie Möbel aus Spanholz kaufen, erkundigen Sie sich, ob die verwendeten Platten mindestens das Emissions-Label E1 tragen. Das bedeutet, dass die Menge an ausgasendem Formaldehyd weniger als 0,1 ppm (parts per million oder Milliliter pro Kubikmeter) in der Raumluft beträgt. Dieser Wert gilt laut Gesetz als unbedenklich. Noch besser sind E0-Spanplatten – sie enthalten den ungiftigen Ersatzstoff Lignin.

Schauen Sie bei Möbeln aus Spanholz auf die Verarbeitung

Ob Spanplatten Formaldehyd freisetzen, hängt nach Ansicht des VDM davon ab, wie sie endbehandelt sind. „Wenn die Platten oben und unten mit einer Folie versiegelt oder lackiert und die Kanten an der Seite verschlossen sind, wird man als Verbraucher nicht an die rohe Spanplatte herankommen“, sagt Ursula Geismann.

Das heißt im Umkehrschluss: Sehen Sie sich den Schrank oder das Regal genau an. Gibt es Stellen, an denen Sie das blanke Holz sehen können? Je größer die unbeschichteten Flächen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Formaldehyd mit der Zeit austritt. Ganz ohne offene Stellen kommen viele Möbel aus Spanplatten nicht aus – Fräsbohrungen für Scharniere oder Nute sind meist nicht lackiert oder furniert.

Vollholz-Möbel sind eine Alternative

Um die Formaldehyd-Problematik zu vermeiden, können Sie bei der Ausstattung des Kinderzimmers auf Möbel aus Massivholz zurückgreifen. Sie sind deutlich teurer, dafür aber langlebiger und gesünder. Am besten sind Möbel mit unbehandelten Oberflächen. Sind sie lackiert, fragen Sie sicherheitshalber nach, ob ein lösungsmittelfreier Lack verwendet wurde.

Besser zu geprüften Kindermöbeln greifen

Ob ein Möbelstück gänzlich frei von oder zumindest arm an Schadstoffen ist, lässt sich an verschiedenen Siegeln und Labels erkennen. Bei Vorhandensein des Öko-Test-Labels sind Sie auf der sicheren Seite. Bei den Tests des Verbrauchermagazins sind die Prüfkriterien hinsichtlich der Inhaltsstoffe deutlich strenger als es das geltende Recht vorschreibt, sagt Jörg Döbereiner von Öko-Test.

Schadstoffarme Möbel erkennen Sie auch am Umweltzeichen „Blauer Engel“. Die Deutsche Gütegemeinschaft Möbel (DGM) prüft Möbel ebenfalls und vergibt das Emissionslabel sowie das RAL-Gütezeichen („Reichsausschuss für Lieferbedingungen“). Bei letzterem gelten etwa für Formaldehyd deutlich niedrigere Grenzwerte, als sie der Gesetzgeber fordert.

Bei Möbeln mit Textilien auf Gütezeichen achten

Nicht nur in Holz-, sondern auch in Polstermöbeln, Matratzen und Heimtextilien wie Kissen oder Bettwäsche können sich gesundheitsschädliche Substanzen verbergen. Eine Orientierungshilfe bietet zum Beispiel das Siegel „Oeko-Tex 100“. Es bescheinigt, dass in den Textilien keine giftigen Farben oder Schwermetalle enthalten sind.

Matratzen sollten frei von Flammschutzmitteln und Weichmachern sein. Die ökologischen Alternativen aus Kokos oder Naturlatex können mit chemischen Mitteln belastet sein, da ihre natürlichen Bestandteile anfällig für Insektenfraß sind. Eine gesunde Matratze erkennen Sie ebenfalls am „Oeko-Tex 100“-Zeichen oder der Kennung „Toxproof“ des TÜV Rheinland.

Vor dem Kauf: Testberichte studieren

Eine gute Hilfe können auch Produkttests sein. Verbraucherinstitutionen wie die Stiftung Warentest, privatwirtschaftliche Organisationen wie Öko-Test oder manche Eltern-Zeitschriften untersuchen regelmäßig Kindermöbel. Neben der Sicherheit kommen dabei auch die Inhaltsstoffe auf den Prüfstand.

Doch Vorsicht vor Pseudo-Vergleichen: Manche Tests im Internet sind nur scheinbar objektiv, warnt etwa die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Seriöse Informationen erkennen Sie etwa an einheitlichen Prüfkriterien und nachvollziehbaren Erklärungen, wie Bewertungen zustande gekommen sind.

Zur Sicherheit im Geschäft nachfragen

Falls Sie sich unsicher sind, ob in einem Möbelstück problematische Substanzen verarbeitet sind, wenden Sie sich zur Sicherheit an den Händler. Fragen kostet nichts – und ist mittlerweile durchaus üblich geworden. „Die Verbraucher sind für das Thema Schadstoffe in Möbeln sensibilisiert“, sagt VDM-Sprecherin Geismann. „Gerade im Kindermöbelbereich erkundigen sich die Eltern sehr genau, was sicher und gut ist.“

Eine Antwort ist Ihr gutes Recht

Auf eine Antwort haben Sie sogar Anspruch. Die europäische REACH-Verordnung räumt Verbrauchern in Bezug auf Chemikalien in Produkten ein Auskunftsrecht ein. Das Wort REACH ist die Abkürzung für Registrierung (registration), Bewertung (evaluation), und Zulassung (authorisation) von Chemikalien (chemicals). Demnach muss Ihnen der Händler innerhalb von 45 Tagen mitteilen, ob gewisse, als besonders besorgniserregend deklarierte Stoffe enthalten sind – selbst wenn Sie das Produkt nicht kaufen.

Second Hand kann die Belastung verringern

Damit Ihr Kind zumindest beim Mobiliar so wenig wie möglich mit bedenklichen Stoffen in Kontakt kommt, rät Öko-Test: Das Kinderzimmer besser nicht komplett mit neuen Holzmöbeln einrichten, sondern lieber auch ein paar Second Hand-Möbel besorgen. „Denn neue Möbel gasen aus“, erklärt Jörg Döbereiner, „und durch die Verwendung von gebrauchten Möbeln lässt sich diese mögliche Schadstoffbelastung reduzieren.“

Schlafen, spielen, lernen: Im eigenen Zimmer verbringen Kinder viel Zeit. Deshalb sollten die Kleinen dort gesund und sicher aufgehoben sein. Lesen Sie hier, wie Eltern ein gesundes Kinderzimmer für ihre Liebsten schaffen können.

Großzügiges helles Kinderzimmer mit Holzhaus-Bett und Retro-Spielauto
© KatarzynaBialasiewicz / iStock

Der richtige Bodenbelag

In den ersten Lebensjahren verbringt der Nachwuchs viel Zeit auf dem Fußboden des Kinderzimmers. Hier wird gespielt, getobt und das Lieblingsbuch angeschaut. Eltern sollten deshalb einen Bodenbelag wählen, der sowohl behaglich als auch gesund ist. Böden aus Kork oder Echtholz bieten beides – wenn sie nicht mit einer lösemittelhaltigen Versiegelung ausgestattet sind. Geeignete Produkte erkennt man unter anderem am Gütesiegel „ToxProof“ des TÜV (Technischer Überwachungsverein) oder am „Kork-Logo“.

Laminat ist bedingt geeignet, PVC nicht

Laminat ist ein sehr beliebter und einfach zu verlegender Bodenbelag. Hier sollten sich Eltern vor dem Kauf unbedingt informieren, denn manche Laminate können Formaldehyd enthalten. Diese Substanz steht unter Verdacht, Krebs zu erzeugen.

Zudem laden sich Laminatböden elektrostatisch stark auf und wirken so als Hausstaub-Magnet. Nicht geeignet fürs Kinderzimmer ist ein Boden aus PVC (Polyvinylchlorid). Der Kunststoff enthält große Mengen an schädlichen Weichmachern und Schwermetallen, die sich mit der Zeit in der Raumluft wiederfinden.

Teppiche können viel Chemikalien enthalten

Teppiche stehen bei Eltern generell hoch im Kurs: Sie setzen farbliche Akzente, halten Füße und Po des Kindes beim Spielen warm und dämpfen mögliche Stürze. Das Problem bei vielen Teppichen steckt in der Unterseite, denn im Teppichrücken können Lösungs- und Flammschutzmittel oder Weichmacher verarbeitet sein. Dampfen diese Stoffe aus, stellen sie eine nicht unerhebliche Gefahr für die Kindergesundheit dar.

Wer einen schadstofffreien Teppich kaufen will, achtet laut Stiftung Warentest beim Kauf am besten auf das „GuT“-Siegel der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppichböden. Empfehlenswert sind auch Produkte mit der Kennzeichnung „Oeko-Tex Standard 100“. Dieses Siegel bescheinigt die Unbedenklichkeit sämtlicher Bestandteile.

Soll der Teppich fest verlegt werden, benutzt man dafür am besten einen lösemittelfreien Kleber. Zu erkennen sind solche Produkte beispielsweise am Label „EC1 plus“. Gesünder ist es dennoch, ganz auf Klebstoffe zu verzichten. Wenn möglich, sollten Teppiche (und andere Bodenbeläge) im Kinderzimmer schwimmend verlegt werden.

Die richtige Wandfarbe

Schon allein aufgrund ihrer Fläche können Wände große Mengen an Schadstoffen enthalten. Umso wichtiger ist es, mit einer gesunden Farbe zu streichen. Orientierung beim Kauf bieten etwa die Auszeichnungen des Verbrauchermagazins Öko-Test oder das Gütesiegel „natureplus“.

Dispersionsfarben auf Wasserbasis sind gegenüber herkömmlicher Wandfarbe die bessere Wahl. Sie können aber allergieauslösende Konservierungsstoffe wie Isothiazolinone enthalten. Klarheit verschaffen ein Blick auf die Inhaltsstoffe und eine fachkundige Beratung.

Natürliche Farben für ein gesundes Raumklima

Ganz ohne synthetische Bestandteile kommen dagegen Kasein- oder Leimfarben aus. Letztere enthalten neben natürlichen Farbpigmenten wasserlöslichen Leim, Kreide oder Kalksteinmehl. Ein gutes Raumklima schaffen Wandfarben mit Silikat oder Kalk. Sie sind besonders alkalisch, wirken deshalb schimmelhemmend und regulieren die Luftfeuchtigkeit.

Besser zu geprüften Kindermöbeln greifen

Auch bei Möbeln für das Kinderzimmer empfiehlt es sich, auf Prüfsiegel zu achten. „Die wichtigsten sind hier das Zertifikat ‚Geprüfte Sicherheit’ (GS), das Siegel ‚Goldenes M’ und der ‚Blauer Engel’“, sagt Reinhard Gehringer, Vorsitzender des Verbandes der Korbwaren-, Kindermöbel- und Kinderwagenindustrie (VKKK).

Diese Zeichen bestätigen, dass keine gesundheitsgefährlichen Chemikalien enthalten sind, die entweichen und Kinder auf Dauer krank machen können. Dazu gehören zum Beispiel Phtalate, Formaldehyd und polyzyklisch aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die krebserregende, erbgutverändernde oder fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften haben.

GS-Zeichen steht für unabhängige Kontrollen

Gut beraten sind Eltern, wenn sie sich für Möbel mit dem GS-Zeichen entscheiden. „Es gewährleistet die höchste Sicherheit von allen Siegeln“, erklärt Gehringer. Um dieses Zeichen tragen zu dürfen, müssen die Hersteller ihre Produkte von unabhängigen Instituten auf gesundheitliche Unbedenklichkeit untersuchen lassen. Diese sogenannten Baumusterprüfungen werden zudem regelmäßig wiederholt.

GS-geprüfte Möbel sind laut VKKK-Chef Gehringer nicht nur auf chemische, sondern auch auf mechanische Sicherheit getestet. Ist kein GS-Zeichen angebracht, sollten Eltern vor dem Kauf genau hinschauen. Das gilt insbesondere für Möbel mit beweglichen Teilen. Es ist beispielsweise ratsam, bei Schränken oder Kommoden auf gedämpfte Beschläge zu achten. Das bedeutet, dass Türen und Schubkästen auf den letzten Zentimetern abgebremst werden, bevor sie schließen. „Diese Funktion ist zwar häufig Standard, aber es gibt auch Produkte, wo das nicht der Fall ist“, sagt Gehringer. „Eine ungedämpfte, vollbeladene Schublade kann die Finger eines Kleinkindes erheblich verletzen.“

Woran Eltern unbedenkliches Spielzeug erkennen

Damit die Kleinen in ihrem Zimmer unbeschwert spielen können, sollten Eltern beim Kauf von Spielzeug auf die Kennzeichnungen achten. Wichtig ist das vor allem bei Spielsachen aus Kunststoff. Auf unbedenklichen Produkten finden sich Hinweise wie „PVC-frei“ oder „Phtalat-frei“. Riecht ein Plastik-Spielzeug streng oder unangenehm, sollte es im Laden bleiben.

Bunt bemaltes Holzspielzeug sollte zertifiziert sein, etwa mit dem „Blauen Engel“. So können Eltern sicher sein, dass die verwendeten Lacke speichelfest sind. Das heißt, es lösen sich keine chemischen Stoffe, wenn Kinder an Rassel, Bauklotz und Co. lutschen oder knabbern. Die sicherste Alternative sind Holz-Spielzeuge, die unlackiert sind oder nur mit natürlichen Ölen oder Wachsen behandelt wurden.

Auf Altersangaben und lockere Teile achten

Gesundes und sicheres Spielzeug sollte immer zum Alter des Kindes passen. Hinweise wie „Achtung: Nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet“ sind hierbei eine wertvolle Einkaufshilfe. So gekennzeichnete Verpackungen enthalten möglicherweise Kleinteile, die von Kindern verschluckt oder eingeatmet werden können. Unverpacktes Spielzeug können Eltern hinsichtlich ihrer Verarbeitung und Stabilität überprüfen. Bei Kuscheltieren etwa sollten sich die Augen oder Ohren auch auf festen Zug hin nicht lösen. Produkte mit dem GS-Zeichen wurden nach solchen Kriterien geprüft und gelten als sicher.

Kinder sollen sicher aufwachsen. In der Wohnung oder im Haus lauern viele Gefahrenquellen, die Eltern leicht entschärfen können. Wir haben Ideen gesammelt, wie Sie für Ihre Kinder ein sicheres Heim schaffen können.

Ein kleines Kind greift nach einer Erdbeere auf einer Küchenarbeitsplatte.
© Kelly Sikkema / Unsplash

Arglosigkeit liegt in der kindlichen Natur

Viele Dinge im Haushalt sind gefährlich. Erwachsene wissen das – Kinder nicht. Sie sind neugierig, wollen experimentieren und entdecken. „Kinder kennen keine Gefahren“, sagt Susanne Woelk, Geschäftsführerin des Vereins „Das sichere Haus“ (DSH). „Sie brauchen vorhersehende Eltern, die ahnen, wo das Kind als nächstes aktiv werden könnte.“

Dabei hilft es, die gewohnte Perspektive zu verlassen. „Gehen Sie auf allen vieren und betrachten Sie die Wohnung mit Kinderaugen“, rät Karoline Becker von der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder. „Sie werden schnell feststellen, dass es Stellen gibt, die gefährlich sein können.“ Diese Stellen gilt es dann zu sichern.

Treppen, Balkontüren und Fenster sichern

„Stürze sind mit Abstand die größte Gefahr für Kinder und auch die häufigste Ursache für Unfälle im Haushalt“, sagt Becker. Besonders gefährlich sind Treppen. Sie lassen sich jedoch mit Treppenschutzgittern sichern, die sich auch dazu eignen, potenziell gefährliche Räume wie das Badezimmer oder die Küche vor der Neugier der Kleinen zu schützen. Wichtig: Der Abstand zwischen den Stäben sollte höchstens 65 Millimeter betragen – so kann der kindliche Kopf nicht dazwischen steckenbleiben.

Für Fenster und Balkontüren gibt es spezielle Sperren, die das Öffnen verhindern. Manche Produkte schützen Kinder zusätzlich davor, sich die Finger zu klemmen, falls die Tür oder das Fenster zufallen. Außerdem sollten Sie alles, worauf Kinder klettern könnten – etwa Stühle, Hocker oder Sessel – nicht in Fensternähe aufstellen.

Auf dem Wickeltisch immer eine Hand am Kind

Es geschieht sehr häufig, dass Kinder von der Wickelkommode fallen – obwohl Mutter oder Vater dabei sind. Der Grund: Säuglinge ab drei bis fünf Monaten liegen nicht mehr nur auf dem Rücken, sondern beginnen zu zappeln und sich zu drehen. Meist geschieht das spontan. Deshalb gilt: „Immer eine Hand am Kind“, betonen Becker und Woelk unisono.

Liegt das Kind auf dem Wickeltisch, sollten sich Eltern von nichts und niemandem ablenken lassen. „Wenn es an der Tür läutet oder das Telefon klingelt, ignorieren Sie es“, sagt Woelk. Am sichersten ist es – trotz aller Vorsicht – immer noch, das Kind auf dem Fußboden zu wickeln.

Möbel lassen sich kindersicher machen

Scharfe Kanten und spitze Ecken an Möbeln stellen eine Gefahr dar – besonders für Kinder, die gerade laufen lernen. Ein selbstklebender Kantenschutz aus Silikon beispielsweise entschärft solche Gefahrenquellen preiswert und effektiv. Schubladen und Schranktüren lassen sich mit einer Kindersicherung versehen. Sie sorgt dafür, dass der Nachwuchs nicht an gefährliche Gegenstände wie Büroklammern und Scheren gelangen kann.

Hohe Möbel wie Regale oder Schränke sollten an der Wand befestigt werden. Dafür reicht schon ein einfacher Metallwinkel. Denn zieht sich ein Kind am Mobiliar hoch oder versucht zu klettern, kann es umkippen und das Kind unter sich begraben. Gleiches gilt für schwere Gegenstände wie beispielsweise große Fernseher. Auch der Kinderstuhl muss dem Alter und der Größe des Kindes entsprechen.

Elektrischer Strom und giftige Substanzen

Stromschläge enden für Kinder meist fatal. Eltern sollten deshalb alle Steckdosen, die der Nachwuchs leicht erreichen kann, mit Kindersicherungen verschließen. Zusätzlich kann der Einbau von sogenannten RCDs („residual current devices“) – auch bekannt als Fehlerstrom-Schutzschalter – sinnvoll sein. Sie unterbrechen die Stromkreise in Bruchteilen von Sekunden, falls Kinder doch mal in die Steckdose oder an ungenügend isolierte Kabel greifen.

Haushaltsreiniger, Alkohol, Medikamente, Zigaretten: All das gehört auf keinen Fall in Kinderhände. Es drohen lebensgefährliche Vergiftungen. „Solche Dinge lagert man außerhalb ihrer Reichweite, am besten in abschließbaren Schränken“, empfiehlt Karoline Becker.

Heißes Wasser, Herd und Co.: Kinder in der Küche

Die Küche ist der Raum im Haushalt, der Kindern am gefährlichsten werden kann. Ein Herdschutzgitter versperrt neugierigen Händen den Weg zu heißen Kochfeldern. Damit Töpfe oder Pfannen mit heißem Inhalt nicht heruntergezogen werden können, sollte man sich angewöhnen, Stielgriffe zur Wand zu drehen, rät Becker. Kabel von Wasserkochern und Kaffeemaschinen sollten ebenfalls unerreichbar für Kinder sein.

Auch in der Küche gilt: Je kleiner die Kinder, desto mehr Aufmerksamkeit ist nötig. „Kinder müssen in den ersten zwei Lebensjahren nun einmal permanent beaufsichtigt werden“, sagt Susanne Woelk. Ihr Tipp: „Es spricht nichts dagegen, das Kind in der Küche in einem Laufstall spielen zu lassen, während Vater oder Mutter das Essen zubereiten. Diese zu Unrecht als Kinderknast bezeichneten Gestelle bedeuten eine hohe Sicherheit.“

Kleinkinder nie ohne Aufsicht baden lassen

Ertrinken ist statistisch betrachtet die dritthäufigste Todesursache bei Kindern zwischen ein und fünf Jahren. Eltern sollten daher beim Bad in der Wanne oder im Planschbecken stets in der Nähe sein. Meist reicht es den Kindern, wenn man nur eine Handbreit Wasser einlässt. Eine Aufsicht ersetzt diese Maßnahme aber nicht: Kleinkinder im ersten Lebensjahr können schon in Wassertiefen von wenigen Zentimetern ertrinken, da sie ihren Kopf noch nicht selbst heben können.

Gartenteiche und Schwimmbecken sicher machen

Wer einen Teich oder ein Schwimmbecken im Garten hat, sollte es mit einem Zaun absichern. Mindestens 1,40 Meter hoch und stabil gebaut, verhindern Umzäunungen, dass Kinder ins Wasser fallen. Lebensbedrohlich sind solche Stürze, weil man davon oft nichts mitbekommt. „Kinder ertrinken lautlos“, sagt Karoline Becker. „Ihr Kopf ist der schwerste Körperteil, sie gehen wegen dieses anderen Körperschwerpunktes im Gegensatz zu Erwachsenen einfach unter.“ Deshalb sollten auch Regentonnen immer abgedeckt werden, rät die Expertin.

Kinder nicht in Watte packen

Auch wenn Haus, Wohnung und Garten einige Gefahren bereithalten – eine hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben. Zudem entwickeln Kinder mehr Bewusstsein für heikle Situationen, je älter sie werden. „Eltern sollten ihre Kinder altersentsprechend an Gefahren heranführen und ihnen in einfachen Sätzen erklären, was passieren kann“, sagt Becker.

Zu viel Sicherheitsbedürfnis könne sogar kontraproduktiv sein, meint Susanne Woelk. Nämlich dann, wenn übervorsichtige Eltern ihren Kindern aus Angst vor einem Unfall alle Experimentiergelegenheiten vorenthalten: „Es gibt den Spruch ‚Jedes Kind hat ein Recht auf einen blauen Fleck‘. Das heißt, Kinder müssen in einer grundsätzlich sicheren Umgebung auch erfahren und spüren dürfen, was es zum Beispiel heißt, wenn sie von einer zu hohen Mauer springen und sich dabei das Knie aufschlagen. Der blaue Fleck ist nach ein paar Tagen verschwunden, die Erfahrung bleibt ein Leben lang.“

Essenszeit ist Familienzeit. Da wollen und sollen auch die Kleinsten mit am Tisch sitzen. Das klappt am besten mit einem eigenen Stuhl. Wir verraten Ihnen, was einen guten Kinderstuhl ausmacht und worauf Eltern bei der Anschaffung achten sollten.

Ein Kleinkind sitzt barfuß in einem Kinder-Hochstuhl
© davelongmedia / iStock

Ab wann braucht man einen Kinderstuhl?

Im Gegensatz zu Kinderwagen oder Autoschale müssen sich Eltern nicht schon ab der Geburt des Nachwuchses mit dem Thema Kinderstuhl beschäftigen. Denn Kleinkinder lernen erst im Alter zwischen sechs und acht Monaten aufrecht zu sitzen. Vorher sollten sie auf keinen Fall in einem Stuhl Platz nehmen, denn Rücken- und Nackenmuskulatur sind noch nicht vollständig ausgebildet – es drohen Haltungsschäden. Mediziner taxieren den richtigen Zeitpunkt für einen Kinderstuhl auf den Moment, ab dem das Kind alleine und ohne Hilfe sitzen kann.

Hochstühle gibt es in verschiedenen Ausführungen

In Möbelgeschäften und im Internet wird eine Vielzahl von Stühlen speziell für Kinder angeboten. Dabei unterscheidet man verschiedene Arten: Preisgünstige Schalensitze bestehen aus einer Sitzschale aus Plastik und einem Gestell, das meist aus Metall gefertigt ist. Der sogenannte Kombihochstuhl setzt sich zusammen aus einem Stuhl und einem kleinen Tisch. Beide Elemente lassen sich gemeinsam als Hochstuhl oder separat als Tisch-Stuhl-Kombination verwenden.

Treppenstühle wachsen mit

Zur dritten und meistgekauften Ausführung gehören sogenannte Treppenstühle. Sie erlauben es, die Sitz- und Fußfläche in der Höhe und idealerweise auch der Tiefe entsprechend zur Größe des Kindes einzustellen. Man nennt sie deshalb auch mitwachsende Hochstühle. „Diese Stühle haben den Vorteil, dass sie sich ergonomisch an das Kind anpassen“, sagt Jörg Döbereiner vom Verbrauchermagazin Öko-Test. „So lassen sie sich länger nutzen, teilweise über viele Jahre hinweg.“

Besonders beliebt bei Eltern sind Treppenstühle aus Holz. Sie sind stabiler als Stühle aus Kunststoff. Manche Modelle sind mit einem kleinen Spieltisch ausgestattet. Die Preisspanne ist jedoch enorm groß – mitwachsende Hochstühle kosten zwischen 50 und 350 Euro.

Die optimale Sitzposition im mitwachsenden Hochstuhl

Seinen Vorteil der Ergonomie kann der mitwachsende Hochstuhl nur ausspielen, wenn das Kind richtig darin sitzt. Die optimale Sitzposition sieht so aus: Befindet sich das Kniegelenk des Kindes an der Vorderkante der Sitzfläche, sollte der Rücken die Lehne erreichen können. „Die Sitzfläche sollte auf keinen Fall in die Kniekehle drücken, sonst wird es auf Dauer sehr unbequem fürs Kind“, warnt Döbereiner. Ober- und Unterschenkel bilden einen Winkel von 90 Grad, gleichzeitig liegen die Füße mit der ganzen Sohle auf der Fußstütze.

Lässt sich die Tiefe der Sitzfläche nicht verstellen, sollten Eltern auf jeden Fall ein Kissen zwischen den Rücken des Kindes und die Stuhllehne schieben, damit das Kind einen Halt hat. Manche Hersteller bieten auch eigene Sitzverkleinerer an.

Ein guter Kinderstuhl muss sicher sein

Damit Kinder ihren Stuhl unbeschwert nutzen können, sollte er in puncto Sicherheit einige wichtige Eigenschaften erfüllen. Zu einen muss der Hochstuhl fest stehen und darf nicht kippen, wenn sich das Kind darin bewegt oder mit den Füßen von der Tischkante abstößt. Falls Rollen oder Räder angebracht sind, müssen mindestens zwei davon feststellbar sein.

Eine saubere Verarbeitung ist ebenfalls wichtig. Ein guter Kinderstuhl weist keine scharfen Kanten oder Nute auf, an denen sich Kinder verletzen könnten. Eltern sollten zudem auf potenzielle Quetsch-Stellen achten, etwa dort, wo die Tiefe der Fußstütze eingestellt wird oder Streben aufeinander treffen.

Gurte mindern die Sturzgefahr

Der Nachwuchs sollte außerdem nicht aus dem Stuhl hinausfallen oder unter dem Sicherheitsbügel beziehungsweise Spieltisch durchrutschen können. Empfehlenswert sind deshalb Sicherheitsgurte, die entweder bereits vormontiert sind oder zugekauft werden können. „Die Gurte sollten so beschaffen sein, dass Kinder nicht beide Beine auf einer Seite durchstecken und so trotzdem durchrutschen können“, sagt Jörg Döbereiner. Ein Schrittgurt sollte es mindestens sein, eine höhere Sicherheit bieten Drei- oder Fünf-Punkt-Gurte. Das wachsame Auge der Eltern ersetzen aber auch sie nicht: Kinder sollten nie unbeaufsichtigt in einem Hochstuhl sitzen.

Besser ohne Schadstoffe

Ein wichtiger Aspekt für einen guten Kinderstuhl ist seine Schadstofffreiheit. „Kinder haben täglich Kontakt mit dem Stuhl und das sogar mehrmals“, sagt Döbereiner. Gefährliche Gifte sind insbesondere Formaldehyd im Holzleim, Weichmacher oder optische Aufheller in Sitzbezügen. Öko-Test hatte 2016 in einer Untersuchung von zehn mitwachsenden Kinderhochstühlen aus Holz im Lack mancher Modelle den Weichmacher Dibutylphtalat (DBP) festgestellt. DBP wird als fortpflanzungsgefährdend eingestuft. „Der Stoff sollte in keinem Produkt für Kinder enthalten sein“, sagt Döbereiner.

Umso wichtiger ist es daher, dass Lacke und Farben schweiß- und speichelfest sind. So können sich keine bedenklichen Stoffe lösen, wenn etwa kleine Kinder am Hochstuhl lutschen oder den Bezug in den Mund nehmen.

Siegel können eine Orientierung sein

Ob Kinderhochstühle die Anforderungen in Sachen Sicherheit erfüllen, können Eltern selbst nur schwer einschätzen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, beim Kauf zum Beispiel auf das GS-Zeichen zu achten („Geprüfte Sicherheit“). Blind darauf verlassen sollten Verbraucher sich allerdings nicht, gibt Döbereiner zu bedenken. Im Kinderhochstuhl-Test von Öko-Test seien vier der fünf Stühle mit GS-Zeichen vom beauftragten Prüfinstitut bemängelt worden – wegen Quetschgefahr, scharfer Kanten und in einem Fall wegen Durchrutschgefahr.

Auch eine mögliche Belastung mit Schadstoffen ist nicht ohne Weiteres zu erkennen. Auf der sicheren Seite sind Eltern Öko-Test zufolge mit Produkten, die das „Eco-Institut-Label“ oder das Label „ÖkoControl“ tragen. Beide stellen verhältnismäßig strenge Anforderungen hinsichtlich chemischer Inhaltsstoffe.

Vor dem Kauf: Genau hinschauen und Kind probesitzen lassen

Trotz aller Siegel ist es ratsam, den Kinderstuhl vor dem Kauf mit allen Sinnen selbst zu testen. Döbereiner rät von einem „blinden“ Kauf in Online-Shops ab: „Im Laden kann man sich den Stuhl aufbauen lassen, kann selbst über die Kanten fahren.“ Ein unangenehmer, chemischer Geruch wäre ein starkes Argument gegen einen Kauf. „Wenn der Stuhl streng riecht, würde ich die Finger davon lassen“, sagt Döbereiner mit Blick auf eventuelle Schadstoffe.

Ein weiterer Vorteil des stationären Handels: Eltern können ihr Kind zum Kauf mitnehmen. Wie sitzt es im Stuhl? Lässt sich ein Hochstuhl überhaupt auf die Körpermaße des Kindes einstellen? Solch ein Praxistest bewahrt vor Fehlkäufen und hilft Eltern, den optimalen Stuhl für ihr Kind zu finden.

„Guck mal, was ich gemacht hab!“ Kinder haben Freude daran, etwas zu malen, auszuschneiden, zusammenzukleben. Hier erfahren Sie, warum Basteln für die kindliche Entwicklung wichtig ist und wie Eltern ihren Nachwuchs fördern können.

Eine junge Frau sitzt mit ihrer kleinen Tochter an einem Tisch und bastelt.
© StefaNikolic / iStock

Kinder lernen durch Anfassen und Ausprobieren

Moderne Kindheit findet zunehmend in medialer Umgebung statt. Smartphones sind schon bei Fünftklässlern keine Seltenheit mehr. Der Kinder-Medien-Studie 2017 zufolge schauen fast alle Kinder in Deutschland zwischen vier und 13 Jahren mindestens einmal pro Woche fern. Digitale Spiele auf Computern oder Konsolen sind fester Bestandteil der Nachmittage in vielen Kinderzimmern.

Dabei ist es für Kinder laut Diplom-Pädagogin Danielle Da Lozzo sinnvoll, etwas handwerklich selbst zu erschaffen, statt nur zu konsumieren – zum Beispiel durch Basteln. „Lernen findet bei Kindern überwiegend durch Anfassen, durch Ausprobieren und eigenes Erleben statt.“ Man könne Kindern etwa die Funktionsweise und Bestandteile der Uhr erklären, so Da Lozzo, die eine Kindertagesstätte (Kita) im hessischen Gladenbach leitet. Ließe man sie jedoch eine Uhr basteln, festige sich das Wissen besser. Basteln gehört aus diesem Grund zu den zentralen Aktivitäten in Kita und Schule.

Basteln hilft Kindern bei der Konzentration

Basteln fördert die kindliche Entwicklung in verschiedenen Bereichen, etwa bei der Konzentration. Kinder lassen sich gerne ablenken. Wer bastelt, muss sich eine ganze Weile intensiv mit einer Tätigkeit beschäftigen. Ein weiterer positiver Effekt: Das Kind kommt dadurch zur Ruhe. „Basteln eignet sich deshalb gut für Kinder, die sonst etwas aktiver sind“, sagt Da Lozzo.

Die Kreativität durch Basteln fördern

Beim Basteln können Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Sie benutzen und kombinieren unterschiedliche Materialien, sie gestalten frei, was ihnen in den Sinn kommt. Das fördert die Kreativität – und die ist wichtig, damit Kinder später eine Problemlösungskompetenz erwerben können. Deshalb ist es sinnvoll, den Kindern genug Raum für eigene Ideen zu lassen. Eltern sollten zum Beispiel nicht zu viele Vorgaben machen oder vorher schon festlegen, wie eine fertige Bastelarbeit im Detail auszusehen hat.

Effektive Übung für die kindliche Motorik

Beim Ausschneiden, Malen oder Kleben erwerben gerade Vorschulkinder wichtige motorische Fähigkeiten. „Basteln schult hier insbesondere die Hand-Auge-Koordination“, betont Pädagogin Da Lozzo. Dahinter verbirgt sich die Fähigkeit, aufgrund visueller Wahrnehmungen mit der Hand und den Fingern eine bestimmte Bewegung zu machen. Hantieren Kinder beim Basteln mit verschiedenen Werkzeugen und Materialien, verfeinern sie die Koordinationsfähigkeit ihrer Finger. Diese Fertigkeiten sind grundlegend, um sich in der Schule viele weitere Kompetenzen anzueignen, allen voran das Schreiben.

Viel Kommunikation beim Basteln

Wenn Eltern mit ihren Kindern basteln, kommen sie ins Gespräch. Formen und Farben werden benannt, die Kinder lernen die Namen der unterschiedlichen Utensilien kennen. Dadurch erweitern sie spielerisch ihren Wortschatz. Eltern können die Kinder auch animieren, über das zu reden, was sie gerade tun. Das fördert die Sprachentwicklung.

Bastelmaterialien müssen nicht teuer sein

Wer mit seinen Kindern zu Hause im Wohn- oder Kinderzimmer basteln möchte, braucht nicht viele Dinge. Zur Grundausstattung gehören Schere, Klebstoff, Stifte und Papier. Darüber hinaus ist es nicht zwingend notwendig, viel Geld für Bastelutensilien im Fachgeschäft auszugeben. „Man muss gar nicht zu kompliziert denken“, sagt Da Lozzo. Aus Katalogen, Zeitungen und Prospekten können Kinder Bilder ausschneiden und Collagen gestalten. Woll- und Stoffreste dienen zur Verzierung von Bildern. Und auch Kartons, Schuhschachteln oder die Papprolle der Küchentücher lassen sich kreativ verwenden.

Naturmaterialien beflügeln die Fantasie

Doch nicht nur in der Wohnung findet sich reichlich Ausgangsstoff für Bastelarbeiten. Die Natur bietet eine ganze Fülle von natürlichen Materialien – und das kostenlos. Das altbekannte Kastanienmännchen ist nur eine Möglichkeit unter vielen. „Eltern sollten mit den Kindern einfach mal in den Garten oder den Wald gehen und sammeln“, rät die Pädagogin. „Sie werden überrascht sein, mit welchen Sachen ihre Kinder etwas basteln können und was dabei entsteht.“ Holzstöcke und Zweige, Tannenzapfen und Eicheln, verschiedene Blätter und Blüten, Baumrinde, leere Schneckenhäuser oder auch Steine: All das eignet sich gut, um die Fantasie der kleinen Künstler anzuregen.

Worauf Eltern sonst noch achten sollten

„Kinder sollten sich dreckig machen dürfen“, sagt Danielle Da Lozzo. Was fürs Spielen in der freien Natur gilt, gilt auch beim Basteln. Werden Kinder mit Farben aktiv, ziehen sie am besten zuvor alte Kleidung oder einen Kittel an. Es kann außerdem nicht schaden, den Bastelbereich mit alten Bettlaken oder Zeitungspapier auszulegen.

Basteln stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Deshalb dürften Eltern ihrem Nachwuchs ruhig etwas zutrauen und sollten keine übertriebene Angst vor Gefahren haben, ist Da Lozzo überzeugt. „Eine stumpfe Schere oder ein Klebestift, der nicht klebt, frustriert Kinder irgendwann. Dann verlieren sie ihre Motivation.“

Material und Werkzeug sollten zum Alter passen

Es ist wichtig, auf Bastelzubehör zu achten, das zum Alter des Kindes passt. Sekundenkleber ist nur etwas für Ältere, die bereits wissen, wie sie ihn sicher verwenden können. Potenziell gefährliches Bastelmaterial sollten gerade kleine Kinder nur unter Aufsicht benutzen. Dazu zählen etwa kleine Perlen oder Knöpfe, die verschluckt oder in Ohr und Nase gesteckt werden können.

Da die Feinmotorik bei kleinen Kindern noch nicht sehr ausgeprägt ist, empfiehlt sich Werkzeug, mit dem sie gut umgehen können. So gibt es im Handel spezielle Kinderscheren oder auch Buntstifte, die dicker und griffiger als herkömmliche Stifte sind und darüber hinaus nicht so leicht abbrechen.

Basteln soll vor allem Spaß machen

Auch wenn das Hantieren mit Kleber, Schere und Co. positive Effekte auf die kindliche Entwicklung haben kann, sollte man nicht vergessen: „Basteln soll auch Spaß machen“, sagt Da Lozzo. „Es muss nicht immer mit dem Hintergedanken passieren, dass eine Fähigkeit gefördert wird.“ Genauso wichtig ist, dass Eltern und Kinder Zeit miteinander verbringen und die Kleinen Freude am Erschaffen haben – dann lernen sie ganz von selbst.

Für die einen sind sie süß und verleiten zum Knuddeln, die anderen wollen ihnen nur nicht zu nah kommen: Hund, Katze und Co. sind für Tierhaarallergiker eine Zumutung. Denn in der Umgebung von Tieren oder bei Kontakt mit ihnen tränen ihre Augen, juckt die Haut oder läuft die Nase. Besitzer:innen, die ihre Tiere lieben und erst im Laufe der Zeit eine Allergie entwickeln, leiden dann doppelt. Wir fassen für Sie zusammen, wie eine Tierhaarallergie entsteht und was Betroffene darüber wissen sollten.

Ein Hund und eine Katze liegen einträchtig nebeneinander auf dem Fußboden.
© chendongshan / iStock

Entstehung einer Allergie

Eine Allergie entsteht in zwei Schritten: Im ersten erfolgt eine Sensibilisierung des Immunsystems auf einen normalerweise ungefährlichen Stoff, der in der Umwelt vorkommt. Das Immunsystem wird quasi scharf gestellt, erkennt den Stoff dann als gefährlich an und bekämpft ihn. Bei erneutem Kontakt mit dem Allergen kann es zu einer allergischen Reaktion kommen – das ist der zweite Schritt.

Wichtig zu wissen:

Dass das Immunsystem scharf gestellt ist, bedeutet nicht, dass es auch zu Symptomen kommt. So wurden bei Untersuchungen Antikörper im Blut von Menschen nachgewiesen, die überhaupt keine allergischen Symptome zeigten. „Eine Allergie ist letztlich immer ein Symptom. Der alleinige Nachweis sogenannter IgE-Antikörper im Blut hat nicht gleich die Diagnose Allergie zur Folge“, sagt Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin am Lehrstuhl für Umweltmedizin der Technischen Universität München und Direktorin des Instituts für Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München.

Es kann passieren, dass Symptome erst Jahre nach der „Scharfstellung“ auftreten. So erklärt sich, dass manche Tierbesitzer lange problemlos mit ihrem Vierbeiner zusammenleben und dann plötzlich Symptome zeigen. Dabei spielen vermutlich sehr viele Faktoren eine Rolle. Allergische Symptome werden allgemein über die Jahre häufig stärker. Ebenfalls öfter zu beobachten ist ein Wechsel der Symptome. Statt mit Hautirritationen und Ekzemen reagiert der Körper mit Schnupfen oder dieser weitet sich zu Asthma aus. Fachleute sprechen dann von einem Etagenwechsel.

Eine kleine Hoffnung jedoch gibt es für betroffene Allergiker: „Die Allergie ist eine der wenigen immunologischen Erkrankungen, die sich selbst heilen kann. Das geschieht, indem das Immunsystem gegenüber dem Allergen eine Toleranz entwickelt, trotz vorheriger Sensibilisierung und Antikörpern im Blut“, sagt Traidl-Hoffmann. Das Immunsystem kehrt also quasi zum Normalzustand zurück.

Tierhaar ist nicht gleich Tierhaar

Der Ausdruck Tierhaarallergie ist allgemein gebräuchlich, im Grunde aber falsch. „Die Patienten sind nicht gegen die Haare allergisch, sondern vielmehr gegen Schweiß und Speichel der Tiere, die beim Fellputzen auf dieses gelangen. Darin wiederum befinden sich tierische Eiweiße und weitere Stoffe, die eine allergische Reaktion auslösen können“, erklärt Traidl-Hoffmann. Die Allergene könnten sich auch in Hautschuppen, Haarfollikeln, im Urin, im Kot und im Serum befinden, ergänzt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Die häufigste Tierhaarallergie ist die gegen Katzen, gefolgt von der gegen Hunde. „Felltragende Kleintiere können ebenfalls Allergien vom Soforttyp auslösen. Hierzu zählen Meerschweinchen, Kaninchen, Goldhamster, Mäuse, Ratten, Chinchillas und Frettchen“, sagt Lämmel. Auch gegen Pferde und Rinder können sich Allergien entwickeln. Zudem müssen es nicht immer lebende Tiere sein, die allergische Reaktionen auslösen. Tierprodukte können Allergikern ebenfalls gefährlich werden, etwa Tierfellteppiche, Rosshaarmatratzen, Pelze und Daunenbettwäsche. Auch gegen Vögel sind Allergien möglich, wenn auch rar. Häufiger sind andere Reaktionen, die vor allem Taubenzüchter treffen. „Die Vogelhalterlunge stellt eine Sonderform der Allergie dar. Nicht selten ist sie gegen Schimmelpilze und Bakterien gerichtet“, sagt Traidl-Hoffmann.

„Wer zu Allergien neigt, ist öfters von mehreren Allergien betroffen“, so Traidl-Hoffmann. Das heißt aber nicht, dass ein Tierhaarallergiker auf alle Tiere reagiert. Schließlich unterscheiden sich die Tiere stark voneinander. „Wer an einer Katzenallergie leidet, entwickelt nicht auch zwangsläufig eine Allergie gegen Hunde oder andere Tiere. Die Allergieauslöser unterscheiden sich zwischen den Tierarten doch stark.“

Katzenhaarallergie ist am häufigsten

Die Katzenhaarallergie ist nicht nur deshalb die häufigste Tierhaarallergie, weil die Samtpfoten die beliebtesten Haustiere der Deutschen sind. „Katzen besitzen die aggressivsten Allergieauslöser, die sehr gute Schwebeigenschaften besitzen und über Luftzug und Kleidung verbreitet werden“, sagt Lämmel. Die Allergene verbreiten sich leicht und gelangen auch in Räume, in denen noch nie Katzen waren. Zudem lassen sich die Allergene nur schwer durch Putzen und Staubsaugen entfernen.

Symptome einer Tierhaarallergie

Typische Symptome einer Tierhaarallergie sind Augenjucken und -tränen, Schnupfen, Niesattacken und Nesselausschlag. Es kann auch spontan oder nach einem längeren beziehungsweise häufigeren Kontakt zu dem Tier zum allergischen Asthma bronchiale kommen. Das kann für die Betroffenen gefährlich werden, es droht im schlimmsten Fall eine akute Atemnot.

Behandlung einer Tierhaarallergie

„Allergische Symptome können mit Antihistaminika akut behandelt werden“, sagt Lämmel. Sie wirken, indem sie die für die Entzündungsreaktion mitverantwortlichen Rezeptoren blockieren. Der körpereigene Botenstoff Histamin, der bei Allergien typischerweise ausgeschüttet wird, kann dann nicht andocken. Allerdings ist das keine ursächliche Therapie. „Antihistaminika können akute, allergische Symptome verhindern, aber vermutlich nicht einen Etagenwechsel“, sagt Traudl-Hoffmann.

Allergenvermeidung als Strategie

Deshalb empfehlen Ärzt:innen ihren Patient:innen immer das Meiden der Allergene. Denn wie bei allen Allergien kann es bei fortbestehendem Kontakt mit dem Allergieauslöser zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen. Für allergische Tierhaltende bedeutet das letztlich die Abschaffung des Allergie auslösenden Vierbeiners. „Für Tierbesitzer ist es natürlich immer dramatisch, ihre Tiere abschaffen zu müssen, aber eine Allergie kann auch sehr dramatische Folgen für den Halter haben“, sagt Traidl-Hoffmann. So seien Asthma oder auch ein anaphylaktischer Schock möglich.

Hyposensibilisierung bei Tierhaarallergie

„Kann der Betroffene die allergische Reaktion allein durch das Meiden der Tiere nicht verhindern oder kommt er beruflich mit dem entsprechenden Tier in Kontakt, kann gegebenenfalls eine spezifische Immuntherapie durchgeführt werden“, sagt Lämmel. Bei der sogenannten Hyposensibilisierung wird der Körper über Jahre an den allergenauslösenden Stoff gewöhnt, indem er in kleinen Mengen injiziert wird. Das ist für den Patienten zwar sehr zeitaufwändig, bringt bei verschiedenen Allergieformen aber gute Ergebnisse, etwa gegen Pollen oder Hausstaub.

Etwa anders sieht das bei Tierhaaren aus. „Es gibt noch keine konkreten Zahlen zur Erfolgsquote von Hyposensibilisierungen bei Tierhaarallergikern“, sagt Lämmel. Es mangele an passenden Substanzen, die für die Immuntherapie zugelassen seien. Laut Traidl-Hoffmann werden diese Substanzen in einzelnen Fällen individuell hergestellt. „Das ist natürlich mit einem sehr großen Aufwand verbunden.“ Ob die Krankenkasse die Kosten für eine Hyposensibilisierung übernimmt, ist vom Einzelfall abhängig. Bei Hyposensibilisierungen gilt: Während der Behandlungsphase sollten die Patienten Allergenkontakt vermeiden.

Allergenlast reduzieren

Nicht immer lässt sich ein Tier sofort abschaffen, schließlich wollen Tierbesitzer:innen ihren Liebling in guten Händen wissen. Und nicht immer lässt sich im Alltag der Besuch von Wohnungen vermeiden, in denen Tiere leben. In solchen Fällen kann es helfen, die Allergenlast durch regelmäßiges Reinigen des Hauses zu senken. Denn je weniger Allergene in der Luft sind, umso schwächer fällt in der Regel die Belastung für die Betroffenen aus. Sinnvoll sind tägliches Staubsagen mit einem Gerät mit Hepafilter, feuchtes Abwischen von Oberflächen und Waschen der Tierdecken. „Ein Luftreiniger kann als unterstützende Maßnahme eingesetzt werden“, sagt Lämmel.

Zudem sollten einige Regeln gelten: Die Tiere dürfen nicht auf das Sofa, da sich die Haare dort leicht festsetzen. Vor allem sollte für Haustiere das Schlafzimmer tabu sein, wo der Mensch statistisch gesehen die meiste Zeit verbringt. „Hunde können nach Möglichkeit regelmäßig abgewaschen werden, um die Allergenkonzentration zu verringern“, sagt Lämmel. Auch zum Waschen der Katze gebe es Daten, so Traidl-Hoffmann – die seien allerdings nicht überzeugend.

Inwieweit die Maßnahmen helfen, ist auch eine individuelle Frage und hängt davon ab, wie stark die Allergie der Betroffenen ausgeprägt ist und wie allergen die einzelnen Tiere sind. Allergiker:innen müssen wissen: „Liegt eine Sensibilisierung vor, reicht auch eine geringe Menge des Allergens aus, um bei erneutem Kontakt die allergische Reaktion zu provozieren. Eine saubere Wohnung mit nur wenigen Tierhaaren kann also trotzdem in eine heftigen Symptomatik münden“, so Traidl-Hoffmann.

Allergenfreie Tiere

Hypoallergene Katzen, die gern als hypoallergen bezeichnete Pferderasse Curly Horses, allergikerfreundliche Hunderassen – für tierliebe Allergiker:innen sind damit große Hoffnungen verbunden. Doch wirklich allergenfreie Tiere gibt es nicht. Allerdings kann sich die Allergenkonzentration zwischen Rassen, aber auch zwischen Individuen stark unterscheiden. „Hundeallergiker berichten oft von unterschiedlichen Reaktionen beim Kontakt mit verschiedenen Hunderassen“, sagt Lämmel. Es kann also vorkommen, dass Betroffene auf ein Tier stark, auf ein anderes kaum reagieren.

Allergie-Prävention ist schwierig

Wer aus Angst vor einer möglichen Allergie jeglichen Kontakt mit Tieren vermeidet, tut seiner Gesundheit damit keinen Gefallen. Das Meiden von möglichen Allergenauslösern wie Tieren bringt bei Personen, die noch keine allergischen Symptome zeigen, gar nichts, sagt Traidl-Hoffmann. Es sei sogar umgekehrt: Zur Prävention von Allergien könne auch der bewusste Kontakt mit Allergenen gehören. „Allerdings gibt es dafür nach aktuellen Erkenntnissen vermutlich nur ein sehr kleines Zeitfenster in den ersten Lebensmonaten beziehungsweise -jahren“, so Traidl-Hoffmann. Die Haltung von Hunden gilt in der Forschung generell als unproblematischer als die von Katzen.

Während die einen das Zusammensein mit Hunden genießen, macht des Menschen bester Freund manch andere krank: Wer an einer Hundehaarallergie leidet, hat oft wenig Spaß in der Gegenwart der Vierbeiner. Besonders schwierig ist die Situation für Hundebesitzer:innen, die erst im Laufe der Zeit eine Allergie entwickeln. Bei immonet lesen Sie, wie eine Allergie entsteht, was Betroffene wissen sollten und Hundebesitzer:innen tun können.

Eine schwarzer Hund sitzt auf dem Holzfußboden und schaut nach oben in die Kamera.
© www.skuawk,com

Entstehung einer Allergie

Eine Allergie ist eine Reaktion des Immunsystems, also ein entzündlicher Prozess. Dabei erkennt das Immunsystem eigentlich harmlose Stoffe als gefährlich an und bekämpft sie. Dann machen sich die typischen Symptome bemerkbar. Bevor es jedoch zu einer allergischen Reaktion kommt, muss das Immunsystem sensibilisiert werden – nur weil es scharf gestellt ist, erfolgt nicht unbedingt eine Reaktion. Diese kann ausbleiben oder erst nach Jahren auftreten. Umgekehrt kann eine Allergie auch von alleine abklingen. Häufiger ist jedoch ein sogenannter Etagenwechsel zu beobachten: Allergische Symptome werden bei andauerndem oder wiederholtem Kontakt mit den Auslösern stärker oder verändern sich.

Typische Symptome der Allergie

Wer mit Fell, Haut oder insbesondere Speichel von Hunden in Kontakt kommt, leidet oft an Jucken, Rötungen oder einer Schwellung der Haut. In der Nähe von Hunden können die Augen auch tränen. Hundehaarallergiker zeigen zudem häufig typische Symptome der Atemwege: Der Hals kratzt, die Nase läuft, es kommt zu Niesattacken, Schnupfen und Husten. Die Symptome können sich bei langem Kontakt zum Tier bis zu einer gefährlichen Atemnot und andauerndem Asthma steigern.

Auslöser der Allergie

Hundehaarallergien sind die zweithäufigste Tierhaarallergie. Dabei führt der Ausdruck jedoch in die Irre. Denn die Auslöser der allergischen Reaktion sind nicht die Haare der Hunde, sondern Eiweiße, die in ihren Körperflüssigkeiten und Absonderungen wie Hautschuppen enthalten sind. Beim Putzen mit der Zunge und direkt über die Haut gelangen sie ins Fell, das die Hunde dann in ihrer Umgebung verteilen. Und natürlich kommen Betroffene auch beim direkten Körperkontakt mit den Tieren in Kontakt mit den Auslösern.

Behandlung einer Hundehaarallergie

Medikamente können die Symptome einer Allergie eindämmen oder ganz unterdrücken. Dafür werden in der Regel Antihistaminika eingesetzt. Sie blockieren die für die allergische Reaktion verantwortlichen Botenstoffe beziehungsweise deren Rezeptoren. Auch Cortison kann in akuten Fällen helfen.

Wichtig zu wissen:

Diese Medikamente setzen lediglich an den Symptomen an und sind keine ursächliche Therapie. So warnt Professor Jörg Kleine-Tebbe von der deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie: „Eine Zunahme der Allergiebereitschaft lässt sich durch Antihistaminika nicht aufhalten.“ Eine Verschlimmerung der Symptome und einen Etagenwechsel können sie vermutlich nicht verhindern.

Langfristige Hilfe durch Hyposensibilisierung

Als langfristige Lösung raten Allergologen häufig zu einer Hyposensibilisierung, die etwa bei Pollen- und Hausstauballergien sehr gute Erfolgsquoten zeigt. Bei diesem Verfahren werden dem Patienten kleine Mengen des Allergieauslösers zugeführt, so dass sich das Immunsystem über Jahre hinweg daran gewöhnen kann.

Allerdings ist die Hyposensibilisierung im Bereich der Tierhaarallergien schwieriger, da es an Forschungsergebnissen und umfassenden Zahlen mangelt und sich Fachleute uneins sind. Zudem existieren praktische Schwierigkeiten: Passende Substanzen für die Therapie sind Mangelware und Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht automatisch.

Für Hundebesitzer gibt es einen weiteren Nachteil: Während der jahrelangen Therapie sollte über die Injektionen hinaus kein Kontakt zu Allergieauslösern bestehen. Dennoch kann es sich lohnen, nach erfahrenen Fachärzten oder Forschungszentren zu suchen und individuelle Lösungen anzustreben.

Allergenvermeidung als Lösung

Vor dem Hintergrund unzureichender Erfahrung mit Hyposensibilisierung und in Anbetracht der drohenden Gefahr einer Verschlimmerung der Symptome raten Ärzte Patienten zur Allergenvermeidung. So soll ein Etagenwechsel verhindert werden – schließlich kann das Immunsystem im schlimmsten Fall zusammenbrechen und die Allergie lebensbedrohlich werden. „Wenn das eigene Haustier die Allergien auslöst, empfehlen Allergologen daher das Tier nach Möglichkeit in gute Hände abzugeben“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Allergenlast reduzieren

Wer seinen Hund nicht abgeben kann oder möchte, sollte zumindest die Allergenlasst reduzieren. Sauberkeit im Haus ist dabei das A und O. Deshalb sollten Sie regelmäßig feucht Staub wischen und so oft wie möglich Böden und textile Flächen absaugen. Dabei sollte ein spezieller Sauger für Allergiker benutzt werden.

Hundedecken werden am besten wöchentlich gewaschen. Besonders wichtig ist Frischluft, daher sollte die Wohnung möglichst oft mit breit geöffneten Fenstern gelüftet werden. Zudem sollten allergische Hundebesitzer ihr Tier unbedingt aus dem Schlafzimmer oder gar dem Bett verbannen. Auch das Sofa sollte tabu sein, weil Haare in Textilien leicht hängen bleiben.

Der Hund selbst sollte nach Möglichkeit ebenso regelmäßig gewaschen werden. Die Fellpflege – tägliches Bürsten oder regelmäßiges Trimmen – sollte immer außerhalb des Hauses und nach Möglichkeit von nicht allergischen Personen übernommen werden. Nach dem Streicheln oder Berühren des Hundes gilt: Hände waschen.

Mit einer guten Hygiene im Haus und dem Einhalten bestimmter Regeln können Hundebesitzer auch allergischen Gästen das Leben erleichtern. Eine saubere Wohnung ist allerdings kein Erfolgsgarant – Allergiker können auch bei geringen Allergenmengen starke Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock zeigen.

Entstehung von Allergien noch nicht entschlüsselt

Die Faktoren, wieso Allergien entstehen, sind vielfältig und noch nicht alle entschlüsselt. Es spielen sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle. Eine anerkannte Theorie ist die Hygienehypothese: „Sie besagt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, weniger Allergien entwickeln als Kinder, die in einem eher klinischen Umfeld groß werden“, sagt Lämmel. Dahinter stehe die Vermutung, dass das Immunsystem sich in einer sauberen Umgebung langweile und Reaktionen gegen eigentliche harmlose Dinge in unserer Umwelt entwickle. „Diese Theorie konnte mehrfach mit Studien belegt werden“, so Lämmel.

Eltern, die auf eine Hundehaltung verzichten, um ihre Kinder vor einer möglichen Allergie zu schützen, tun ihnen daher vermutlich keinen Gefallen. „In einer Langzeitstudie konnte ein Hund im Haus das Allergierisiko in allergiefreien beziehungsweise risikoarmen Familien vermindern“, berichtet Lämmel. Allerdings: Die Auswirkungen der Haustierhaltung auf die Allergieentwicklung bei Risikokindern seien noch nicht eindeutig abzuschätzen. Hier raten Experten eher zur Vorsicht.

Existieren allergenfreie Hunde?

Sie schüren die Hoffnung allergischer Hundefans: Altbekannte Rassen wie Wasserhund und Pudel und Hybridrassen wie Goldendoodle oder Labradoodle sollen hypoallergen sein. Kleine-Tebbe räumt mit solchen Aussagen auf: „Die Aussage, dass es Hunderassen ganz ohne das allergieauslösende Protein gibt, stimmt nicht. Letztlich kommen bei allen Hunden die gleichen Allergene vor.“ Allerdings könne es Unterschiede in der Reaktion auf einzelne Tiere geben. Dabei spielten auch Größe, Fellbeschaffenheit und Geschlecht des Tieres eine Rolle.

So beobachten Allergiker oft unterschiedliche Reaktionen auf verschiedene Tiere und Rassen. Tatsächlich haben Untersuchungen gezeigt, dass die Konzentration der Allergene zwischen einzelnen Rassen schwankt. Und sie kann sich auch zwischen Individuen einer Rasse unterscheiden: Labrador A kann mehr Allergene abgeben als Labrador B. Dies macht sich in der allergischen Reaktion der Patienten bemerkbar. Denn wie bei Gift gilt auch bei Allergien: Die Dosis macht den Unterschied.

Die Frage, welche Hunderassen allergenarm und welche Faktoren für eine Allergie entscheidend sind, ist in der Forschung noch nicht einheitlich geklärt. Rassen, die kein Fell, sondern Haare tragen – etwa Pudel oder Malteser –, wird nachgesagt, weniger Allergene zu haben. Das stimmt so eindeutig zwar nicht, allerdings verlieren sie ihre Haare nicht oder kaum, weil sie keinen Fellwechsel haben. So verteilen sich die Allergene weniger, was in der Praxis für Allergiker durchaus einen Unterschied machen kann. Das Gerücht, dass langhaarige Hunde allergenärmer sind, kann ebenfalls rein praktische Gründe haben: Das lange Fell lässt sich leichter wegsaugen und verbleibt so kürzer in der Umwelt.

Bei Allergien gegen Hunde kann laut Kleine-Tebbe auch das Geschlecht von Tier beziehungsweise Patient eine Bedeutung haben. „Eine besondere Rolle kommt dabei einem bestimmten Allergen mit Ähnlichkeit zum prostataspezifischen Antigen zu, das ausschließlich Rüden absondern. Während Männer darauf selten reagieren, sind Frauen eher davon betroffen“, berichtet Kleine-Tebbe. Daher könne die allergische Reaktion einer Allergikerin auf einen Rüden auch deutlich stärker ausfallen als die auf eine Hündin – schließlich produzieren weibliche Tiere dieses Antigen nicht.

Sie sind die beliebtesten Haustiere der Deutschen – und unter den Vierbeinern die stärksten und häufigsten Allergieauslöser: Katzen. Das liegt nicht nur an der starken Verbreitung der Samtpfoten in deutschen Haushalten, auch sind die Allergene besonders aggressiv. Wir fassen zusammen, wie eine Katzenhaarallergie entsteht und was Betroffene und Angehörige darüber wissen sollten.

Getigerte kleine Katze liegt entspannt auf dem Sofa.
© erik-jan leusink / Unsplash

Ursache und Entstehung der Allergie

Allergien sind komplexe Erkrankungen, bei denen viele Faktoren eine Rolle spielen. Eine Allergie entsteht in zwei Schritten. Zunächst erfolgt eine Sensibilisierung, dann treten die Symptome auf. „Zu einer Allergie kommt es, weil das Immunsystem einen an sich harmlosen Umweltfaktor als gefährliche Substanz identifiziert, daraufhin eine spezifische Reaktion entwickelt und bei jedem zusätzlichen Kontakt mit dem entsprechenden Umweltfaktor eine Entzündungskaskade lostritt. Diese führt zu den allergischen Symptomen“, erklärt die Allergologin Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München und Chefärztin der Umweltmedizin am Klinikum Augsburg.

Zwischen Sensibilisierung und Symptomen können Jahre vergehen. Auch eine spontane Reaktion ist möglich. In seltenen Fällen entwickeln sich Allergien auch zurück. Häufig ist jedoch ein Etagenwechsel zu beobachten: Symptome verändern oder verschlimmern sich, wenn der Betroffene den Allergenen auf Dauer ausgesetzt ist.

Katzen als Auslöser

Die Katzenhaarallergie ist die bei weitem häufigste Tierhaarallergie. Allerdings täuscht der Begriff: Betroffene sind nicht gegen die Haare, sondern gegen Proteine, die die Katzen über Haut, Speichel und andere Körpersekrete abgeben, allergisch. Diese gelangen zum Beispiel durch das ausgiebige Putzen und Lecken auf das Fell und verteilen sich von dort aus in der Wohnung.

Für Katzenallergiker ist nicht nur der direkte Körperkontakt mit den Samtpfoten gefährlich, denn die Allergene der Katze unterscheiden sich von denen anderer Tiere in ihrer Aggressivität. So lösen sie beim Menschen leicht Allergien aus und besitzen sehr gute Schwebeigenschaften – sie setzen sich nicht so schnell ab wie etwa Hundeallergene und verbreiten sich daher mühelos über Luftzug und Kleidung. „So findet man die Katzenallergene in Kindergärten, Schulen, öffentlichen Gebäuden und in Wohnräumen, wo sich noch nie Katzen aufhielten“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund.

Die Allergieauslöser sind also nahezu überall, ein Ausweichen ist kaum möglich. „Die Allergene sind zu einem Großteil an Staubpartikel gebunden und lassen sich durch Staubsaugen und andere Reinigungsmaßnahmen nur schwer entfernen“, erklärt Lämmel. Wird eine Katze abgegeben, sinkt die Allergenkonzentration in den Räumen der Expertin zufolge erst nach Monaten merklich ab. „Nur zirka 50 Prozent aller Katzenallergiker sind selbst Katzenhalter oder ehemalige Katzenbesitzer.“

Während Hundeallergiker oft Unterschiede in ihrer Reaktion auf einzelne Tiere und Rassen feststellen, ist das bei Katzenallergikern anders. „Meist reagieren die Betroffenen mehr oder weniger auf alle Katzen“, sagt Lämmel. Dabei sollen Kater mehr Allergene produzieren als Katzen, kastrierte Kater weniger als nichtkastrierte Tiere.

Symptome der Allergie

Katzenhaarallergiker leiden an typischen Symptomen: Augenjucken und -tränen, Halskratzen, laufende Nase, Schnupfen, Niesattacken und Husten. Bei längerem Kontakt zum Tier oder den Allergenen steigern sich die Symptome meistens, es drohen eine gefährliche Atemnot oder ein anaphylaktischer Schock.

Bei einem Etagenwechsel kann Asthma die Folge sein. Die ersten Symptome einer Allergie zeigen sich oft auf der Haut, sie juckt und ist gerötet. Die sogenannte Nesselsucht ist ein klares Symptom für eine Allergie. Die Atemwege sind meist erst später betroffen. Mediziner sprechen dabei von einem Etagenwechsel oder einem allergischen Marsch.

Allergenvermeidung als sicherste Therapie

Wie bei allen Allergien ist die Allergenvermeidung der wichtigste Faktor. „Die sicherste Therapie ist das Meiden der Tiere. Durch einen dauerhaften Kontakt kann sich das Krankheitsbild verschlechtern und allergisches Asthma bronchiale entstehen“, sagt Lämmel. Das bedeutet für Betroffene: Abstand halten von Katzen und Wohnungen, in denen sie leben. Betrifft die Allergie Katzenbesitzer, raten die Allergologen einhellig dazu, das Tier abzugeben.

Das intensive Reinigen der Wohnung ist ein weiterer Schritt, schließlich können Katzenallergene überall anhaften. Auch in der Zeit bis zum Besitzerwechsel kann regelmäßiges Putzen, Saugen mit einem speziellen Gerät mit Hepafilter und feuchtes Staubwischen die Allergenlast senken. Empfohlen wird zudem, Textilien zu waschen oder nach Möglichkeit auszutauschen. Katzen sollten insbesondere keinen Zugang zum Schlafzimmer haben, weil der Mensch hier die meiste Zeit verbringt. „Studien zum Einsatz von Luftreinigern als Präventionsmaßnahme zeigten bei Katzenhaltung eine Reduktion des Allergengehalts in der Luft, nicht aber im Hausstaub“, sagt Lämmel. Regelmäßiges Lüften sei ebenfalls hilfreich.

Wichtig:

Reinigungsmaßnahmen können helfen, die Allergenlast zu senken, sie schützen aber nicht zwangsläufig vor Symptomen oder einer Verschlechterung der Allergie. Auch wenige Katzenhaare können bei sensibilisierten Personen ausreichen, um heftige Symptome auszulösen. „Ein sauberes Wohn- und Arbeitsumfeld ist dennoch empfehlenswert, um andere Keime und Krankheiten abzuwehren. Außerdem gilt für Nichtallergiker und Allergiker gleichermaßen, dass eine hohe Menge von Allergenen zwangsläufig zu Symptomen führt, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung innerhalb der zwei Gruppen“, betont Traidl-Hoffmann.

Diese Medikamente benötigen Betroffene

Da Katzenallergene nicht so leicht aus der Umwelt zu entfernen sind, spielen auch Medikamente bei der Behandlung eine große Rolle. Eingesetzt werden Cortison, vor allem aber Antihistaminika. Sie blockieren die Rezeptoren der für die allergischen Symptome entscheidenden Botenstoffe des Immunsystems. „Antihistaminika können akute, allergische Symptome verhindern, aber vermutlich nicht einen Etagenwechsel“, warnt Traidl-Hoffmann.

Hyposensibilisierung als langfristige Hilfe

Bei vielen Allergien wird eine Hyposensibilisierung als langfristige Lösung erfolgreich eingesetzt, etwa bei Pollen- und Hausstauballergien. Dabei werden dem Patienten über einen langen Zeitraum regelmäßig kleine Mengen des Allergieauslösers verabreicht, damit sich das Immunsystem daran gewöhnen kann. Im Bereich der Allergien gegen Tiere fehlt es aber an umfassenden Erfahrungen. „Über die Effektivität von Hyposensibilisierungen bei Allergien gegen Katzen gibt es bisher noch keine ausreichenden Erkenntnisse“, sagt Traidl-Hoffmann. Experten sind sich uneins. Krankenkassen unterstützen die Therapie daher nur in besonderen Fällen.

Betroffene, die sich dafür interessieren, können sich an Allergologen oder Fachzentren wenden. Wer eine Hyposensibilisierung erwägt, muss aber auch wissen: Für den Erfolg der Therapie ist wichtig, während dieser oft sehr langen Zeit den Kontakt zu den Allergenen außerhalb der Therapie zu vermeiden. Das Abgeben des eigenen Haustieres kann so also nicht umgangen werden.

Eindringlich warnt Traidl-Hoffmann davor, auf eigene Faust zu versuchen, sich an die Allergene zu gewöhnen. „Wer bereits eine Katzenhaarallergie hat, sollte Katzen nach Möglichkeit meiden. Denn eine Hyposensibilisierung erfolgt mit schrittweise zunehmender Gabe des Allergens, während der direkte Tierkontakt gleich die volle Allergendosis bedeutet.“ Und das könne im schlimmsten Fall zu einem anaphylaktischen Schock führen.

Zur Prävention Katze abgeben?

Seine Katze abzugeben, um das Entstehen einer Allergie von vorneherein zu vermeiden, ist allerdings unnötig. „Für Personen ohne erhöhtes Allergierisiko besteht kein Grund, die Haustierhaltung aus Präventionsgründen einzuschränken“, sagt Lämmel. „Die Auswirkungen der Haustierhaltung auf die Allergieentwicklung bei Risikokindern sind derzeit nicht eindeutig abzuschätzen. Bei der Katzenhaltung überwiegen die Studien, die in der Haltung einen Risikofaktor sehen, deshalb sollte bei Risikokindern die Katzenhaltung vermieden werden“, so Lämmel.

Allergenfreie Katzen

Manche Züchter werben mit hypoallergenen – also allergenfreien – Katzen. Richtig ist jedoch, dass alle Katzen Allergene in sich tragen. Die Konzentration der Allergene kann allerdings schwanken, die Reaktion der betroffenen Personen also auch unterschiedlich stark auf einzelne Tiere ausfallen. Experten raten Katzenallergikern von der Anschaffung einer Katze jedoch generell ab.

Sie sind überall und sie können richtig krank machen: Hausstaubmilben. Die kleinen Spinnentiere leben in Matratzen, Kissen und Polstern. Für gesunde Menschen sind sie harmlos, schließlich ernähren sich die Milben nur von längst abgestorbenen Hautschuppen. Für Hausstaubmilbenallergiker jedoch sind sie ein Albtraum: Tränende Augen, Niesen und Schnupfen sind die Symptome. Da die Allergie zu Asthma führen kann, sollten Betroffene ihr Leiden nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wir fassen die wichtigsten Fakten über die Allergie zusammen und verraten Ihnen, wie man sie behandeln kann.

Eine junge Frau sitzt im Schneidersitz auf einem Sofa und putzt sich die Nase.
© deagreez / iStock

Die Hausstaubmilbe

Hausstaubmilben sind nur 0,1 bis 0,5 Millimeter groß und ernähren sich von menschlichen Hautschuppen. Sie fühlen sich dort wohl, wo eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht und leben gern in Matratzen und Bettwäsche. Ein frisch gereinigtes Kopfkissen enthält einige 10.000 Milben, in der Regel leben jedoch sehr viel mehr in unseren Betten. Es gibt keinen Haushalt ohne Hausstaubmilben.

„Das Milbenvorkommen in Wohnungen ist ganz natürlich und hat nichts mit verminderter Hygiene zu tun“, sagt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. Das Schlafzimmer ist nicht der einzige Ort, wo Milben auftreten. „Früher dachte man, dass sich der Befall auf das Bett konzentriert, mittlerweile weiß man, dass die Milben weitergeschleppt werden und sich auch auf Sofas, in Kleidung und auf den Polstersitzen in öffentlichen Verkehrsmittel oder Kinosesseln nennenswerte Konzentrationen finden“, sagt Professor Jörg Kleine-Tebbe von der deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie.
Ursache der Allergie

Eine Allergie ist eine überschießende Abwehrreaktion des Immunsystems auf bestimmte – eigentlich harmlose – Stoffe in der Umwelt. Dabei reagiert der Körper auf spezifische Allergene, es kommt zu Krankheitssymptomen. „Bei einer Hausstaubmilbenallergie sind die Auslöser bestimmte Eiweißstoffe im Körper der Hausstaubmilben und in deren Kot“, sagt Kleine-Tebbe.

Der Weg in den Körper der Betroffenen erfolgt über die Luft: Wenn Milben und Kot zerfallen, vermischen sie sich mit dem Hausstaub. Wird dieser durch Bewegungen oder Luftzug aufgewirbelt, kann er eingeatmet werden. Das Immunsystem reagiert. Die Hausstaubmilbenallergie ist die am zweithäufigsten auftretende Inhalationsallergie. Sie tritt ganzjährig auf, am schlimmsten sind die Symptome in der Regel mit Beginn der Heizperiode.

Die Symptome einer Hausstaubmilbenallergie

Die Symptome können denen einer Erkältung ähneln: Eine dauerhaft verstopfte Nase, Niesen, Husten, anhaltende Atemwegsinfekte. Aber auch tränende Augen, ständiges Räuspern oder Jucken in den Ohren können Zeichen für eine – im Volksmund – Hausstauballergie sein. „Die Symptome setzen bei einer Hausstaubmilbenallergie bei den meisten Betroffenen häufig schleichend ein. Sie registrieren die Symptome zunächst oft gar nicht oder ordnen sie nicht einer Allergie zu“, erklärt der praktizierende Allergologe.

Die Diagnose einer Hausstaubmilbenallergie werde wegen des schleichenden Verlaufs oft spät gestellt. Das kann für die Betroffenen gefährlich werden: „Viele Patienten benutzen jahrelang frei verkäufliche, abschwellende Nasensprays, ohne sich einer Allergie bewusst zu sein. Leider tritt nicht selten zusätzlich ein Etagenwechsel, also das Auftreten von asthmatischen Symptomen, ein“, sagt Kleine-Tebbe.

Hausstauballergie erkennen

Es ist also sinnvoll, auf die Zeichen seines Körpers zu achten. „Hinweise auf eine Hausstaubmilbenallergie kann sein, wenn Beschwerden vorwiegend zu Hause, vor allem nachts und beim Staubsaugen auftreten.“ Wer den Verdacht hegt, eine Allergie zu haben, sollte zu einem Arzt gehen. Dieser wird einen Allergietest durchführen. Nur so können Betroffene gezielt gegen die Allergie und deren Ursache vorgehen.

Sinnvolle Maßnahme: Allergenvermeidung

Dreierlei Maßnahmen sind für Hausstaubmilbenallergiker entscheidend. „An erster Stelle steht die Allergenvermeidung“, sagt Kleine-Tebbe. Die Allergen-Belastung sollte in der Wohnung möglichst niedrig gehalten werden, indem den Milben die Lebensbedingungen erschwert werden. Dabei hilft die Schaffung eines trockenen, kühlen Raumklimas, insbesondere im Schlafzimmer. Essenziell ist das richtige Lüftungsverhalten: Statt das Fenster dauerhaft gekippt zu lassen, ist regelmäßiges Stoßlüften angesagt. Hilfreich ist die Anschaffung eines Hygrometers, der kontinuierlich die Luftfeuchtigkeit im Raum misst.

Allergiker sollten in ihrer Wohnung zudem darauf achten, dass möglichst wenig Staubfänger herumstehen. Vitrinen mit Glastüren sind besser als offene Regale, Glattledersofas sinnvoller als textile Polstermöbel. Zudem bieten glatte Böden den Milben schlechtere Bedingungen, müssen aber häufig gewischt werden, weil dort leichter Staub aufgewirbelt wird. Plüschtiere sollten regelmäßig entweder gewaschen oder über Nacht in die Tiefkühltruhe gelegt werden. Für Hausstaubmilbenallergiker eignen sich außerdem Heizungen, die Strahlungswärme abgeben, besser als Heizkörper, durch die Konvektionswärme entsteht, da diese Staub aufwirbelt.

Spezielle Bezüge für Allergiker: Encasings

Milben leben in großer Zahl in Betten. Weil der Mensch hier ein Drittel des Tages verbringt, kommt er hier am stärksten mit den Allergenen in Kontakt. „Die Sanierung des Bettes ist daher die wichtigste Maßnahme“, so Lämmel. Sogenannte Encasings sind für Allergiker ein wichtiges Hilfsmittel. Das sind spezielle Bezüge, die über Matratze und Bettwäsche gezogen werden und vor Milben schützen sollen. Sie schließen die Milben und ihre Ausscheidungen ein und verhindern so, dass der Allergiker mit den Allergenen in Berührung kommt.

Gleichzeitig können Hautschuppen nicht in die Matratze eindringen, den Milben wird ihre Nahrung entzogen. „Wichtig ist, dass die Encasings eine sehr hohe Milbendichtigkeit aufweisen und atmungsaktiv sind. Die Schutzbezüge sollten mit einem Reißverschluss ausgestattet sein und die Matratze vollständig einschließen“, erklärt Lämmel. Doch nicht alle im Handel erhältlichen Encasings entsprechen tatsächlich diesen Vorgaben. Die Testergebnisse von Stiftung Warentest oder TÜV liefern wichtige Hinweise. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen fördern den Kauf von Encasings.

In Allergiker-Haushalten mit mehreren Bewohnern sollten nicht nur Matratze und Bettzeug der Betroffenen mit Schutzbezügen ausgestattet werden, sondern auch die der anderen Familienmitglieder, insbesondere wenn sie im selben Raum schlafen. Sonst gelangen die Allergene von der Nachbarmatratze in die Luft. Den Wechsel der Encasings überlassen Allergiker nach Möglichkeit gesunden Familienmitgliedern, da dabei Staub aufgewirbelt wird. Aus den gleichen Gründen sollten Allergiker auch Staubwischen und Saugen vermeiden oder dabei eine Atemschutzmaske tragen.

Ein prophylaktischer Einsatz von Encasings ist laut Professor Kleine-Tebbe für gesunde Menschen übrigens nicht notwendig. Die Entstehung einer Allergiebereitschaft lasse sich durch solche Hilfsmittel nicht verhindern.

Symptomatische Therapie durch Medikamente

An zweiter Stelle steht die symptomatische Therapie. „Kortisonhaltige Nasensprays haben sich bei Hausstaubmilbenallergikern als effektiv erwiesen, da die Betroffenen meistens unter verstopfter Nase leiden. Weil das Kortison nur lokal wirkt, muss man sich auch nicht vor dem Mittel fürchten“, sagt der Allergie-Experte. Auch Antihistaminika und Asthmamittel werden eingesetzt.

Spezifische Immuntherapie

Diese Medikamente verhindern oder lindern letztlich nur die Symptome der Allergie. Für Hausstaubmilbenallergiker stehen aber auch gute Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die an den Ursachen ansetzen. Als dritte Maßnahme empfehlen Mediziner daher die spezifische Immuntherapie, auch als Hyposensibilisierung bekannt. Sie gewöhnt das Immunsystem kontrolliert an die Allergene.

s existieren  zwei Formen: Die subkutane Immuntherapie (SCIT), bei der der Arzt eine stetig steigende Dosis aus Milbenallergenen direkt unter die Haut spritzt. Anfangs einmal in der Woche, später seltener. Bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) werden die Milbenallergene in Tropfen- oder Tablettenform eingenommen. Die Therapie kann zu Hause stattfinden. „Die sublinguale Immuntherapie mit einer neuen Milbenallergen-Tablette zeigt bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben überzeugende Ergebnisse, selbst bei Patienten mit Asthma“, berichtet Kleine-Tebbe. „Bei der SLIT werden von Anfang an sehr große Mengen an Allergenen zur Therapie eingesetzt. Anfangs kann es daher zu Nebenwirkungen wie lokalen Reizungen des Mundes kommen. Diese lassen aber sehr schnell nach.“

Da sich eine Verschlechterung der Allergie durch Antihistaminika nicht unbedingt aufhalten lasse, sei es sinnvoll, nicht zu spät mit einer Hyposensibilisierung anzufangen, so Kleine-Tebbe. Nur so ließe sich eine Ausweitung der Symptome beziehungsweise ein Etagenwechsel vermeiden.

Allergiker auf Reisen

Milben gibt es überall auf der Welt, allerdings nimmt ihr Auftreten in Höhenlagen ab. Zudem fühlen sich Allergiker und Asthmageplagte im Hochgebirge erfahrungsgemäß am wohlsten. Wer nicht jedes Jahr in die Schweiz fahren möchte, hat dennoch Möglichkeiten: Mittlerweile werden viele Ferienwohnungen und Hotelzimmer für Allergiker angeboten. Es kann sich auch lohnen, in der Unterkunft nach spezieller Bettwäsche zu fragen. Notfallmedikamente sollten Allergiker auf Reisen oder bei längeren Abwesenheiten von zu Hause immer in ausreichender Menge dabei haben.

Richtiges Lüften ist einerseits entscheidend für ein angenehmes Klima im Haus oder in der Wohnung, verhindert andererseits aber auch die Bildung von Schimmel. Schimmelpilz entsteht dabei längst nicht nur in feuchten und dunklen Räumen oder in Altbauten, sondern kann ebenfalls in neuen und frisch sanierten Gebäuden auftreten, wenn man dem nicht entgegen wirkt. Wie Sie Schimmelpilz effektiv entfernen können, lesen Sie hier.

Eine Hand mit einem weißen Handschuh entfernt eine Bodenleiste vor einer verschimmelten Wand.
© Zlatan Durakovic / fotolia

Studie: Schimmelpilz kommt häufig vor

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hat zu dieser Frage eine bundesweite Studie ins Leben gerufen, deren Ergebnisse überraschen: In mehr als drei Millionen Häusern und Wohnungen kann Schimmelpilz nachgewiesen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die eigenen vier Wände ebenfalls befallen sind oder befallen werden könnten, ist also relativ hoch. Höchste Zeit, sich einmal über die Spezies der Schimmelpilze Gedanken zu machen.

So bildet sich Schimmelpilz

Um einen Schimmelpilz effektiv zu bekämpfen, muss man erst einmal wissen, woher er eigentlich kommt. Bauexperten wie Corinna Merzyn, Geschäftsführerin des Verbandes Privater Bauherrn (VPB) geben zu bedenken, dass durch die Einhaltung der Energieeinsparverordnung (EnEv) von 2002 durch eine erhöhte Dämmung des Wohnraums zwar Energie nachhaltig gespart werden kann, dieses jedoch zum Nachteil der Lüftung geschieht.

Dadurch besteht die Gefahr, dass sich Feuchtigkeit in den Wohnräumen ansammelt und somit einen optimalen Nährboden für Schimmelpilze schafft. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch das Umweltbundesamt in seiner Untersuchung zu den EnEV-Vorgaben (im November 2020 abgelöst durch das Gebäudeenergiegesetz) und veröffentlicht den Ratgeber mit dem sprechenden Titel: "Hilfe! Schimmel im Haus".

So bekämpfen Sie Schimmelpilz

Zuerst einmal: keine Panik. Auch wenn die Gesundheitsgefährdung bei Schimmelpilzen noch häufig unterschätzt wird, bewirken nicht zwangsläufig alle Schimmelpilz-Arten Bronchialasthma und Infektionskrankheiten. Auch wenn der Schimmelpilz bereits sichtbar ist, lässt er sich mit entsprechenden Chemikalien bekämpfen. Noch besser ist es jedoch, sich der Gefahr durch mögliche Schimmelpilz-Infektionen erst gar nicht auszusetzen und entsprechend vorzubeugen.

Regelmäßiges Lüften beugt Schimmelpilz vor

Wer regelmäßig lüftet (mindestens zweimal am Tag), kann dem Schimmelpilz bereits entscheidend vorbeugen. Das gute, alte Stoßlüften ist also gar nicht so altbacken wie sein Ruf. Noch besser wäre es jedoch laut Peter Mertens, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes des Westdeutschen Baustofffachhandeln Ruhrgebiet, stündlich die Fenster zu öffnen, vor allem dann, wenn sich permanent Menschen im Raum aufhalten.

Der menschliche Körper sondert pro Stunde einen Zehntelliter Feuchtigkeit aus – allein im Ruhezustand. Bei körperlicher Anstrengung wird dieses Maß noch überstiegen, ebenso bei spielenden Kindern, die zum Beispiel bis zu einem Liter pro Stunden ausdünsten. Hinzu kommt die verdunstende Feuchtigkeit von Pflanzen oder beim Kochen.

Dem Schimmel den Nährboden entziehen

Durch eine gute Lüftung lässt sich also der gemeine Schimmelpilz verhindern. Außerdem sollte man bereits beim Einzug in ein neues Zuhause auf die baulichen Maßnahmen wie Wärmedämmung und auf feuchte Stellen an Wänden und Böden achten, damit ihnen der Schimmelpilz nicht eines Tages über den Kopf wächst.

Niesen, Schnupfen, Husten – dahinter muss nicht immer eine Erkältung stecken. Häufig ist dafür eine Allergie verantwortlich. Einige Allergien werden durch Schimmelpilzsporen ausgelöst, die überall in der Luft vorkommen. Eine Gefahr geht aber auch von Innenraumschimmel aus, der bei Baumängeln oder durch falsches Lüften entstehen kann. Wir fassen zusammen, was Sie über Schimmelpilzallergien wissen sollten. Erfahren Sie außerdem, wie Sie vorbeugen können.

Ein junger Mann muss gleich niesen und hält sich seine Hände vor das Gesicht.
© peopleimages / iStock

Entstehung einer Allergie

Eine Allergie ist die überschießende Reaktion des Immunsystems auf meist natürlich vorkommende Stoffe in der Umwelt, die der Körper bekämpft. Dafür sind zwei Schritte notwendig: Erstens die Sensibilisierung des Immunsystems für den Stoff und zweitens die allergische Reaktion darauf. Zwischen Sensibilisierung und Ausbruch können oft Jahre vergehen. Manchmal treten die Symptome auch schleichend auf. Dabei kann es zu einer Verschlimmerung der Symptome oder einen sogenannten Etagenwechsel kommen. Mediziner bezeichnen damit die Verlagerung der Symptome, beispielsweise von einem Ekzem zu Schnupfen oder von Schnupfen zu Asthma.

Die Symptome einer Schimmelpilzallergie

Die Reaktionen des Körpers bei einer Schimmelpilzallergie können sehr unterschiedlich ausfallen. „Allergische Symptome wie Niesanfälle, Schnupfen, Husten, Nesselfieber, allergisches Asthma oder Magen-Darm-Beschwerden können ganzjährig oder saisonal auftreten“, erklärt Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB).

Zwar haben Asthmatiker mit dieser Allergie oft stärkere Symptome als das bei anderen Allergien der Fall ist, aber: „Eine Allergie gegen Schimmelpilze ist relativ selten“, sagt Professor Jörg Kleine-Tebbe von der deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Da es unzählige Schimmelpilzarten gibt, die sich in ihrer Zusammensetzung teils erheblich unterscheiden, existieren auch verschiedene Allergien gegen sie. So sind Betroffene oft nur gegen einen einzelnen oder einen kleinen Teil der Schimmelpilze allergisch.

Diagnostik einer Schimmelpilzallergie

Dass es viele verschiedene, teils noch unbekannte Schimmelpilzarten gibt, erschwert die Diagnostik: „Eine Schimmelpilzallergie ist meist wesentlich schwieriger zu diagnostizieren als zum Beispiel Pollenallergien, da die zu Verfügung stehenden Testpräparate in Sensitivität und Spezifität häufig weniger gut entwickelt sind oder für bestimmte Schimmelpilze nicht zur Verfügung stehen“, erklärt Lämmel.

Mithilfe von Blutuntersuchungen könne die Reaktionsbereitschaft und die spezifische Sensibilisierung gegen die untersuchten Allergene im Labor getestet werden. „Die Deutung des Testergebnisses erfordert immer eine Überprüfung. Ist der Patient überhaupt dem Allergen ausgesetzt? Passen Symptome und Testergebnis zusammen?“, so Lämmel. Es folgt ein Provokationstest. Dabei werden zum Beispiel die Nasenschleimhäute mit dem Schimmelpilzallergen konfrontiert, um festzustellen, ob der Patient reagiert.

Unterscheidung nach Vorkommen: Drinnen oder draußen?

Schimmelpilzarten können unterschieden werden nach ihrem hauptsächlichen Vorkommen in Innenräumen oder in der Außenluft. Im Sommer und Herbst finden sich die höchsten Konzentrationen in der Außenluft. „Am häufigsten ist die Allergie gegen den Schimmelpilz Alternaria in der Außenluft. In Deutschland ist eine hohe Konzentration des Pilzes in den Monaten Juli und August zu erwarten. Die Allergie gegen Alternaria macht zehn Prozent aller sommerlichen Allergien aus“, erklärt Kleine-Tebbe. Betroffen seien häufig Personen, die auch auf Gräserpollen reagieren. „Hinweis auf eine Reaktion auf diesen Pilz kann sein, wenn die Beschwerden im Hochsommer auch bei feuchtem Wetter auftreten. Zu beobachten ist, dass Alternaria-Allergiker nach Gewittern ebenfalls leiden“, sagt der Mediziner.

Behandlung einer Schimmelpilzallergie

Für Betroffene ist es vor allem wichtig, die Allergene und damit Situationen, in denen sie mit diesen konfrontiert werden, zu vermeiden. Ein Symptom-Tagebuch kann dabei helfen. Lämmels Tipp lautet daher auch, in der akuten Phase nach Möglichkeit wegzufahren: „Für Schimmelpilz-Allergiker bietet sich in dieser Zeit als Urlaubsregion das Hochgebirge an, da hier – bedingt durch die niedrige Luftfeuchtigkeit – nur geringe Sporenmengen vorkommen.“ Eine Hyposensibilisierung, auch Allergieimpfung oder spezifische Immuntherapie genannt, ist in einigen Fällen möglich – etwa bei Allergien gegen Alternaria.

Schimmel in Innenräumen

Auch in der Wohnung treten Schimmelpilze auf. Sie schlagen sich bei einer zu hohen Luftfeuchtigkeit an den Wänden nieder und sind eine häufige Folge von Baumängeln. Oft ist der Schimmel gar nicht zu sehen, schließlich ist er im Anfangsstadium weiß und versteckt sich nicht selten hinter Schränken oder in Nischen.

Schimmelpilzquellen in der Wohnung können auch schlecht gereinigte Kühlschränke, Abfallbehälter, Blumentöpfe, alte Matratzen, Luftbefeuchter sowie Weinkeller oder Gewächshäuser sein, auch Klimaanlagen können Herde sein. In Innenräumen tritt vor allem der Pilz Aspergillus auf. „Hinweis auf einen Schimmelbefall der Wohnung kann muffeliger Geruch sein, wie man ihn aus feuchten Kellern kennt“, sagt Kleine-Tebbe. Betroffen sind nach Zahlen des Umweltbundesamtes 15 bis 30 Prozent aller deutschen Wohnungen.

Treten die Symptome nur in bestimmten Räumen auf, kann das ein Hinweis auf eine Schimmelpilzallergie sein. „In einem solchen Fall geht es nicht darum, die Symptome der Krankheit zu bekämpfen. Sondern man sollte so schnell und gründlich wie möglich die Ursache, also den Schimmel, beseitigen. Unabhängig davon, ob eine Allergiebereitschaft vorliegt oder nicht“, sagt der Allergologe Kleine-Tebbe.

Denn Schimmel stellt dem Allergologen zufolge immer eine ernste Gefahr dar: „Wenn man über Schimmelpilzbefall redet, muss man wissen, dass es sich bei den meisten Symptomen gar nicht um allergische Reaktionen handelt. Schimmelbefall in Wohnräumen ist generell problematisch für die Gesundheit. Daher gilt das Vorsorgeprinzip: Schimmel in der Wohnung gehört entfernt. Bei Flächen über einem halben Quadratmeter und bei Risikopersonen wie Asthmatikern, Personen mit geschwächtem Immunsystem und Kindern, ist Eile geboten.“

Doch nicht immer steckt eine Schimmelpilzallergie dahinter, wenn in Räumen Symptome auftreten. „Wer allergische Symptome in Innenräumen zeigt und Hausstaub oder Tierhaare als Auslöser ausschließen kann, sollte neben Schimmel auch an Pflanzen wie Ficus benjamini oder Kissen und Bettdecken aus Rohseide denken. Letztere enthalten noch Proteine der Seidenraupen, bekannt als aggressive Allergene. Auch manche Futterarten für Aquarienfische können – wenn auch sehr selten – Allergien auslösen“, erklärt Kleine-Tebbe.

Im Ernstfall: Professionelle Schimmelpilzsanierung

Wer den Verdacht hegt, dass vom Gebäude eine Gefahr ausgeht, sollte ein Umweltinstitut hinzuziehen und eine Innenluftmessung machen lassen. Im zweiten Schritt gilt es dann, die Schimmelquelle zu finden“, sagt Lämmel. Die Beseitigung des Schimmels – insbesondere bei großen Flächen - sollte möglichst von Fachleuten durchgeführt werden. Da bei der Entfernung Schimmel aufgewirbelt werden kann, sollten Atemmasken getragen werden.

Wer in einer Mietwohnung lebt, zeigt den Schimmelbefall frühestmöglich und schriftlich dem Vermieter an. Dieser ist verpflichtet, für die Beseitigung zu sorgen, sofern das Verschulden nicht beim Mieter liegt. Auch eine Mietminderung ist möglich. Kümmert sich der Vermieter trotz einer Abmahnung nicht und liegt sehr schwerer Schimmelbefall vor, rechtfertigt das sogar eine fristlose Kündigung.

Prophylaxe gegen Schimmelbildung

Neben Baumängeln, einer falschen Trocknung oder Wärmebrücken fördert insbesondere eine hohe Luftfeuchtigkeit Schimmelbildung in der Wohnung. Deshalb ist ein vernünftiges Lüftungsverhalten wichtig: Mehrmals am Tag stoß- oder querlüften, auf Kippfenster insbesondere in der kalten Jahreszeit verzichten. Die Luftfeuchtigkeit sollte zwischen 40 und maximal 60 Prozent liegen. „Ein Hygrometer kann helfen, diese dauerhaft unter Kontrolle zu halten“, so Lämmel. Das Gerät misst die Luftfeuchtigkeit kontinuierlich und ist relativ günstig im Baumarkt zu kaufen.

Der Vorbeugung kommt gerade bei Schimmelpilzallergien eine große Bedeutung zu. „Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass die Exposition zu Schimmel und Feuchtigkeit in Haushalten das Risiko eines Kindes zur Entwicklung von Asthma verdoppeln kann“, sagt Lämmel.

Auch Lebensmittel können belastet sein

Auch in Lebensmitteln können unterschiedlichste Schimmelsporen stecken. Nicht alle sind für Allergiker ein Problem. Hier ist eine individuelle Beobachtung wichtig. „Die Erhebung der Krankengeschichte und das genaue Führen eines Ernährungstagebuches können die Zusammenhänge aufklären und individuelle Empfehlungen zulassen,“ sagt Lämmel. Deshalb sind der Gang zum Arzt und eine genaue Diagnostik bei einem Experten wichtig.

Für viele Menschen beginnt ab dem Frühling ihre große Leidenszeit: Sie niesen, haben Schnupfen und die Augen tränen. Sie haben eine Pollenallergie, die häufigste Inhalationsallergie. Wir erklären Ihnen, wie die Allergie entsteht und welche Möglichkeiten Betroffene haben, um die Auswirkungen einzugrenzen.

Pollen von den Blüten eines Baums schweben durch die Luft.
© alkimson / iStock

Entstehung einer Pollenallergie

Der landläufige Begriff Heuschnupfen klingt harmlos, doch der Körper wird dabei in einen Ausnahmezustand versetzt. „Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem mit einer Abwehrreaktion auf in der Umwelt vorkommende Stoffe. Meistens sind das Proteinverbindungen in oder auf den Allergenträgern“, erklärt Professorin Claudia Traidl-Hoffmann, Direktorin der Umweltmedizin am Helmholtz Zentrum München.

Zu einer Allergie kommt es in zwei Schritten: „Zunächst muss eine Sensibilisierung des Immunsystems erfolgen: Es wird also auf einen bestimmten Umweltstoff scharf gestellt. Erst im zweiten Schritt, wenn das Immunsystem erneut mit diesem Umweltstoff in Kontakt gerät, kann es auch zu einer allergischen Reaktion und den entsprechenden Symptomen kommen“, so Traidl-Hoffmann. Aber: Dass das Immunsystem scharf gestellt sei, heißt noch nicht, dass es auch schießt, betont die Medizinerin. „Es werden auch bei vielen Personen Antikörper im Blut nachgewiesen, die gar keine allergischen Symptome zeigen.“

Die Entwicklung einer Allergie könne ein schleichender Prozess sein, bei dem sich die Symptome erst nach Jahren stärker zeigen. Verändert sich die Symptomatik, sprechen Mediziner von einem Etagenwechsel – etwa dann, wenn aus dem Schnupfen eine Asthmaerkrankung wird. Eine kleine Hoffnung für Allergiker: In seltenen Fällen entwickeln sich Allergien auch zurück.

Birke und Graspollen sind häufigste Auslöser

„Die Pollenallergie ist die häufigste Inhalationsallergie. Dabei ist die Birke neben Graspollen der häufigste Auslöser“, sagt Traudl-Hoffmann. Allergische Reaktionen werden zudem öfters von Hasel, Erle und Beifuß ausgelöst. „Eine recht neue Allergie in unseren Breitengraden ist die gegen Ambrosia. Diese Pflanze wurde durch Überseetransporte wie Tierfutter nach Europa eingeschleppt. Sie wirkt hoch allergen.“ Das heißt, schon eine niedrige Pollenkonzentration in der Luft löst starke Reaktionen aus.

Auch der Klimawandel stellt ein Problem für Allergiker dar. „Durch ihn fliegen die Pollen früher im Jahr und auch länger. Gründe dafür sind unter anderem höhere Durchschnittstemperaturen und längere Trockenperioden“, so Traudl-Hoffmann. Dazu kommen Umweltbelastungen, etwa durch Dieselabgase. „Schadstoffe können Pollen so verändern, dass sie für Allergiker aggressiver werden“ weiß Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund. Gleichzeitig werden die Patienten durch Umweltbelastungen empfindlicher gegenüber den Allergieauslösern. Es gilt: „Jeder Pollen folgt seinen eigenen Gesetzen. Sie fliegen zu unterschiedlichen Jahres-, aber auch Tageszeiten. Das kann sich von Ort zu Ort unterscheiden. Pollen kann selbst durch Laster in weit entfernte Regionen gebracht werden“, sagt Traidl-Hoffmann.

Symptome einer Pollenallergie

Typische Symptome bei einer Pollenallergie sind Augentränen und -jucken, Niesreiz, Fließschnupfen, verstopfte Nase, Atemnot bis hin zum Asthma bronchiale. Auch Hautreaktionen, Kopfschmerzen und Schlafstörungen können auftreten. „Die Stärke der Beschwerden ist von der Pollenkonzentration abhängig. Gesundheitszustand und seelische Verfassung spielen auch eine Rolle“, sagt Lämmel.

Die Symptome können denen einer Erkältung ähneln. „Ein Anzeichen für eine Allergie ist eine saisonale Häufung der Symptome. Auch wenn diese in den immer gleichen Situationen auftreten, spricht das für eine Allergie“, sagt Traidl-Hoffmann. Wer eine Allergie vermutet, sollte zum Arzt gehen. Der Spezialist kann per Pricktest herausfinden, auf welche Stoffe der Patient reagiert. Dabei werden kleine Mengen verschiedener Allergene in die Haut gebracht und die Reaktionen ausgewertet. Werden bei Patienten Allergien festgestellt, kann man die Symptome behandeln und versuchen, die Allergene zukünftig zu vermeiden.

Tückisch: Kreuzallergien

Viele Pollenallergiker reagieren auch auf bestimmte Nahrungsmittel. Kreuzallergien entstehen, da sich die Proteine verwandter Pflanzenarten ähneln und so ebenfalls Reaktionen des Immunsystems auslösen können. „Zu den typischen Symptomen gehören Kribbeln und Juckreiz bis hin zu Schwellungen der Mund- und Rachenschleimhäute“, so Lämmel. Wer auf Birke, Erle, Hasel reagiere, verträgt hauptsächlich Äpfel, anderes Kern- und Steinobst sowie Nüsse nicht. Menschen, die auf Gräser reagieren, entwickeln leicht Kreuzallergien gegen Tomate, Soja und Mehl.

Allergene vermeiden

Die Vermeidung von Allergenen ist für Allergiker eine der wichtigsten Maßnahmen. Dabei können sie auf Vorhersagen zum Pollenflug zugreifen. Allerdings: „Systematische Untersuchungen zu den Pollenflugzeiten fehlen in Deutschland noch. Lediglich in Augsburg existiert eine umfassende Ermittlung der aktuellen Pollenbelastung mithilfe des Polleninformationsdienstes“, so Traudl-Hoffmann.

Eine wichtige unterstützende Maßnahme für Allergiker ist daher ein Pollentagebuch. Hier wird eingetragen, wann und wie stark Symptome auftreten. „Ein Pollentagebuch zeigt, auf welche Pollen der Betroffene reagiert“, sagt Traidl-Hoffmann. Es wird analog in einem Heft oder digital geführt. „Es gibt auch Apps, die von Wissenschaftlern ausgewertet werden. Damit lässt sich herausfinden, ab welcher Pollenkonzentration in der Luft Symptome auftreten.“ So könne die Medikation angepasst werden. Mithilfe ihrer Beobachtungen können Betroffene den Allergenen leichter aus dem Weg gehen. „Da macht es Sinn, nicht gerade zu der Zeit zu lüften, zu der der allergieauslösende Pollen besonders stark fliegt. Birke erreicht die stärkste Konzentration in der Luft zum Beispiel gegen Mitternacht“, sagt Traidl-Hoffmann.

Allergiker können weitere unterstützende Maßnahmen ergreifen. „Dazu gehört, sich abends vor dem Schlafengehen zu duschen und die Haare zu waschen, damit sich die darin befindlichen Pollen nicht auf dem Kissen verteilen und eingeatmet werden“, erklärt die Professorin Traidl-Hoffmann. Getragene Kleidung sollte nicht im Schlafzimmer liegen gelassen werden. Wäsche und Bettwäsche trocknet während der Pollensaison nach Möglichkeit drinnen oder im Trockner. Der Staubsauger sollte mit einem Hepafilter ausgestattet sein, damit Staub und Allergene nicht wieder herausgeblasen werden. Außerdem kann feuchtes Staubwischen im Haus helfen, die Pollenbelastung zu senken.

Neben einem kontrollierten Lüftungsverhalten können Pollenschutzgitter für Linderung sorgen. Sie werden in die Fenster gespannt. Das Netz eines guten Filters ist so eng gewebt, dass es einen Großteil der Pollen draußen hält – je weniger Pollen in der Luft, umso schwächer sind die Beschwerden der Betroffenen. Durch die engen Maschen kommt aber auch weniger Luft, zudem ist die Sicht eingeschränkt. Zur Reinigung wird der Gitterstoff abgewischt oder kommt in die Waschmaschine. Auch beim Autofahren können Allergiker auf sich achten: Die Fenster sollten geschlossen bleiben. Wichtig ist es, die Innenraumfilter, die Staub, Schadstoffe, aber auch Pollen abhalten, einmal im Jahr auszutauschen und die Filterumgebung reinigen zu lassen.

Antihistaminika blockieren eine allergische Reaktion

Häufig werden bei Pollenallergien Antihistaminika eingesetzt. Histamin ist ein zentraler Botenstoff im Organismus und spielt eine große Rolle bei allergischen Entzündungen. Der Wirkstoff Antihistamin blockiert den Rezeptor, an dem das Histamin andocken würde und verhindert allergische Symptome. Eine proaktive Behandlung mache Sinn, sagt Traidl-Hoffmann: „Ist für den nächsten Tag starker Pollenflug angesagt, ist es vernünftig, schon abends ein Antihistamin einzunehmen. Letztlich brauchen Patienten dann weniger Medizin als würden sie erst bei schon auftretenden Symptomen zu einem Mittel greifen.

Eine Kehrseite hat die Einnahme von Antihistaminika allerdings auch. „Zu den Nebenwirkungen von Antihistamin gehören Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und ein Nachlassen der Leistungsfähigkeit“, sagt Traidl-Hoffmann. Problematisch sei das vor allem bei längerer Einnahme. „Für Kinder kann das bedeuten, dass die schulischen Leistungen nachlassen.“ Deswegen sind Antihistaminika kein Allheilmittel bei Allergien.

„Bei stärkeren Beschwerden können entzündungshemmende, cortisonhaltige Nasensprays wirksamer sein. Diese wirken nicht sofort, sondern müssen erst einige Tage angewendet werden“, erklärt Lämmel. Eine „Cortisonangst“ sei bei dieser Anwendung unbegründet, da der Wirkstoff gezielt lokal an der Nasenschleimhaut und in nur geringer Konzentration eingesetzt werde.

Immuntherapie kann langfristig helfen

Medikamente lindern die allergischen Symptome. Ärzte empfehlen jedoch eine spezifische Immuntherapie, auch als Hyposensibilisierung bekannt. Dabei wird das Immunsystem an die Allergene gewöhnt, so dass es nicht mehr auf die Substanzen reagiert. Damit kann auch ein Etagenwechsel, also der Ausbruch von Asthma als Folge der Allergie verhindert werden. „Hyposensibilisierung ist die einzige adäquate Therapie, die wir haben, die die Erkrankung und nicht nur die Symptome bekämpft“, betont Lämmel. Sie wird bei Pollenallergikern von den Krankenkassen getragen.

„Eine Hyposensibilisierung wird entweder subkutan per Spritze oder sublingual, per Tropfen unter die Zunge, verabreicht“, so Traidl-Hoffmann. Die Therapie dauert mehrere Jahre. Patienten müssen zur Behandlung regelmäßig in die Praxis kommen und Zeit einplanen. „Wichtig ist, dass der Patient nach der Gabe der Mittel noch eine halbe Stunde in der Praxis bleibt und vom Arzt beobachtet werden kann. Denn auch wenn es sehr selten – bei weniger als einem Prozent der Patienten – vorkommt, kann es zu einer anaphylaktischen Reaktion kommen“, erklärt Traidl-Hoffmann. Nebenwirkungen sind die Ausnahme, bestätigt auch Lämmel. Im Normalfall gebe es keine Komplikationen. „Voraussetzung ist, dass die Diagnose stimmt und die Rückmeldung des Patienten an den Arzt genau ist.“

Alternative Methoden

Immer wieder sind auch alternative Methoden wie Homöopathie und Akupunktur im Gespräch. „Es gibt einzelne Erfolgsmeldungen von Pollenallergikern, aber noch keine großen Studien zur Wirkung homöopathischer Behandlungsmethoden bei Allergien, die eine Wirksamkeit nachweisen würden. Ähnlich sieht das bei der Akupunktur aus“, sagt Lämmel. Demzufolge sind die Erfolgsaussichten bei einer Hyposensibilisierung bislang noch am größten.

Hier geht es zu unserem Impressum, den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, den Hinweisen zum Datenschutz und nutzungsbasierter Online-Werbung.