Steuerung per Smartphone
Dreh- und Angelpunkt einer „smarten“ Heizungsteuerung sind das Smartphone und eine zentrale Steuereinheit. Sie wertet die Daten aus und vernetzt das Smartphone oder Tablet über Funk, WLAN oder Kabel mit der Heizung und anderen Smart Home-Elementen.
Ein wichtiger Baustein in diesem System sind Heizkörperthermostate. Sie werden direkt an der Heizung angebracht, empfangen die Daten und regulieren die Heizung nach Bedarf. Wer seine Heizung in das Smart Home System-integriert, kann zwischen vielfältigen Funktionen wählen. Dazu gehören beispielsweise Zeit- und Temperaturprogrammierungen. Aber auch die An- beziehungsweise Abwesenheit der Bewohner wird per Smartphone registriert. Alternativ kann man einen zentralen Wandtaster nutzen und so das Verlassen des Hauses signalisieren. Die Heizung hört ab diesem Zeitpunkt auf zu arbeiten und die Temperatur wird automatisch auf eine zuvor definierte Temperatur eingestellt.
Smart Home-Systeme können auf das Wetter reagieren
Auch beim Lüften kann man durchaus von einem Smart Home profitieren. Voraussetzung dafür sind Sensoren an Türen und Fenstern. Werden diese geöffnet, melden die Sensoren das weiter. Statt zum Fenster hinaus zu heizen, fährt die Heizung – trotz sinkender Temperaturen – herunter. Nach dem Schließen der Fenster wird wieder geheizt.
Praktisch: Auch die Außentemperaturen werden berücksichtigt. Manche Systeme beziehen den digitalen Wetterbericht ein, andere benötigen Wetterfühler, sprich: „Sensoren, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windverhältnisse messen können und an das Heizsystem weiterleiten“, so Technikexperte Haas. Scheint die Sonne, fährt die Heizung runter. Außerdem könnten mit der entsprechenden Ausstattung sogar die Jalousien heruntergefahren werden, falls es im Sommer zu heiß werden sollte.
Diese Möglichkeiten der automatischen Steuerung dienen vor allem dazu, den Energieverbrauch zu reduzieren. Die Hersteller versprechen bis zu 30 Prozent Einsparung. Zahlen, die Haas und viele Kollegen für Privathaushalte aber nicht für realistisch halten. Stefan Nakazi von der Verbraucherzentrale NRW weist zudem auf einen Kostenfaktor hin: „Manche Anbieter verlangen zusätzliche Gebühren für die Nutzung der Apps beziehungsweise der Dienste.“ Wem in erster Linie die Einsparungen wichtig sind, sollte das bedenken.
Die Wahl des richtigen Systems
Wer sich für eine Steuerung per Smart Home entscheidet, steht vor der Wahl des richtigen Systems. „Zu Beginn sollte man sich fragen: Will ich ein System, das alle Daten erhebt, zum Beispiel auch die Luftfeuchtigkeit misst, oder reichen mir weniger Funktionen? Im zweiten Schritt sollte man sich vom Installateur beraten lassen, welche Systeme die entsprechenden Funktionen haben, und sich einen Kostenplan aufstellen lassen. Erst dann sollte entschieden werden“, rät Haas.
Einrichtung und Anschluss ist für Laien nicht ganz leicht, daher ist es bei vielen Systemen sinnvoll, Fachleute zu beauftragen. Nicht jeder Installateur kennt allerdings auch jedes System. Daher sollte man bereits bei der Beratung auf die Kompetenzen des Fachmannes achten.
Technikexperte Haas zufolge gibt es noch weitere Faktoren, die man vor der Anschaffung beachten sollte: „Wer seine Heizung per Smartphone von unterwegs aus steuern möchte, sollte darauf achten, dass das System rückmeldungsfähig ist. Das heißt, dass man nicht auf seinem Smartphone auf 'wärmer, wärmer, wärmer' drückt und meint, dass zu Hause nichts passiert, während dort die Heizung auf vollen Touren läuft.“
„Wenn Systeme die Bedienoberfläche der Heizungssteuerung einfach auf das Smartphone verlegen, hat das erst mal noch nichts mit einer intelligenten Lösung zu tun“, sagt Haas. Praktisch sei es jedoch, wenn die Heizung technische Probleme an das Mobiltelefon sendet und der Eigentümer so bereits vom Büro aus seinen Heizungsinstallateur zur Reparatur bestellen kann.
„Wirklich smart sind nur die Systeme, die mitdenken. Bei denen ich also nicht ständig selbst die Heizung über das Smartphone kontrollieren muss“, sagt Michael Krödel, Professor für Gebäudeautomation und Technik an der Fachhochschule Rosenheim. Zum Beispiel mitlernende Systeme, die erfassen, wann Bewohner heimkommen und Arbeit wirklich abnehmen.
Auf Sicherheit achten
Wer seine Daten einem System anvertraut, will sicher sein können, dass diese nicht von Fremden ausgelesen oder missbraucht werden. Eine hundertprozentige Sicherheit kann es jedoch nie geben, dass zeigen die jüngsten Datenskandale. Ein Problem in diesem Zusammenhang sind unzureichend gesicherte Internetverbindungen. Die Untersuchung des unabhängigen Instituts AV-Test zeigt bei vielen Systemen noch eklatante Mängel, wie fehlende Verschlüsselungen und zu geringe Passwortsicherheit.
Maik Morgenstern, technischer Leiter und Geschäftsführer von AV-Test, rät dazu, bei der Anschaffung darauf zu achten, dass das System, über eine verschlüsselte Internetverbindung verfügt. „Das Gleiche gilt für die Apps für das Smartphone. Kriminelle sind kreativ.“ Morgenstern denkt dabei an zwei Möglichkeiten, wie Fremde ungeschützte Smart Home-Systeme für ihre Zwecke missbrauchen können. „Sie können sich Zugang auf das System verschaffen. Sobald sie es kontrollieren, sperren sie es für den eigentlichen Besitzer. Quasi wie Geiselnehmer können sie dann Geldforderungen stellen, im schlimmsten Fall bekommt der Hausbesitzer die Kontrolle sogar gar nicht mehr zurück. Solche Szenarien sind bei Privathaushalten zwar unwahrscheinlich, aber dennoch denkbar.“
Die größere Gefahr sieht Morgenstern aber in dem Zugriff Fremder auf private Daten. „Wenn Unbefugte die Daten auslesen und so wissen, wann die Bewohner im Haus sind, können sie diese Informationen für ihre Zwecke missbrauchen.“ So verraten bereits die Zeiten, wann Thermostate hoch- und heruntergeregelt werden, viel über den Tagesablauf der Bewohner. Dann sei es auch ein leichtes, den geeigneten Zeitpunkt für einen Einbruch zu finden. Die wichtigste Regel lautet daher: „Sofort überprüfen, ob eine Übertragung der Daten verschlüsselt passiert, und immer nur sichere Verbindungen benutzen“, sagt Morgenstern.
Verbraucherschützer: Sensible Daten nicht über das Internet steuern
Verbraucherschützer Nakazi von der Verbraucherzentrale NRW rät ganz davon ab, Systeme zu installieren, die über den Server eines Dritten gehen. Denn bei manchen Anbietern ist der Zugriff auf das eigene Haus nur über die Internetseite des Systemanbieters möglich. „Das erhöht die Anfälligkeit und vor allem das Sicherheitsrisiko.“ Zudem könnten Unternehmen so auch sehr leicht Daten über die Verbraucher sammeln und beispielsweise Bewegungsprofile erstellen. Am sichersten ist es daher, wenn sensible Daten in der eigenen Wohnung bleiben und alle Systeme von dort aus und nicht über das Internet gesteuert werden.
Systeme, die sich ausschließlich über die Internetseite des Anbieters regulieren lassen, sieht auch Haas kritisch: „Was passiert, wenn ich etwas im Haus einstellen muss, aber gerade keine Internetverbindung habe?“ Seiner Erfahrung nach haben Besitzer von Smart Home-Systeme schnell den Wunsch nach Erweiterungen. Daher rät er, sich die Chance zum Nachrüsten offen zu halten, also ein System zu wählen, das Erweiterungen ermöglicht. Dieser Punkt ist für die Wahl des passenden Systems durchaus entscheidend, denn die Systeme der unterschiedlichen Hersteller sind oft nicht miteinander kombinierbar.