Die Funktionsweise von Solarthermie
„Das Prinzip von Solarthermie-Anlagen kennt jeder von einem Gartenschlauch im Sommer: Liegt dieser in der prallen Sonne, wird das Wasser im Schlauch nach kurzer Zeit sehr heiß. Und auf diesem Prinzip bauen Solarwärmeanlagen auf“, erklärt Christina Rocker von der Deutschen Energieagentur (Dena).
Konkret sieht das so aus: Solar-Kollektoren, die in der Regel auf dem Dach eines Hauses installiert werden, enthalten eine spezielle Flüssigkeit. Diese wird durch die Sonneneinstrahlung erhitzt. Das heiße Fluid wird durch eine Umwälzpumpe von den Kollektoren über ein Rohrsystem in einen Solar-Wärmespeicher gepumpt. Dort entzieht ein Wärmetauscher der Flüssigkeit die Wärme. Abgekühlt wird die Flüssigkeit wieder in die Kollektoren auf das Dach gepumpt. Die Wärmeenergie wird in einem Pufferspeicher zur Verfügung gehalten, bis sie im Haus gebraucht wird.
Nutzung zur Brauchwassererwärmung oder Heizungsunterstützung
Wärmeenergie kann dafür eingesetzt werden, das im Haus benötigte Wasser zu erwärmen. Ebenfalls möglich ist aber auch eine Heizungsunterstützung. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings unterschiedlich. „Wer Solarthermiekollektoren lediglich für die Erwärmung des Brauchwassers nutzen möchte, kommt mit etwa drei bis fünf Quadratmetern Kollektorfläche aus. Das lässt sich in Deutschland auf jedem Haus in jeder Region machen, da die Kollektoren so gut sind, dass bereits diffuses Licht für die entsprechende Leistung ausreicht“, sagt Wolf-Dieter Dötterer vom GIH Bundesverband der Gebäudeenergieberater, Ingenieure, Handwerker.
Wer neben der Brauchwassererwärmung auch die Heizung über Solarthermie regeln möchte, sollte schon 12 bis 15 Quadratmeter Fläche vorhalten. „Ein Energieberater sollte im Vorfeld auf Basis der Region, der Lage des Hauses und Ausrichtung des Dachs errechnen, welche Lösung jeweils auch wirtschaftlich Sinn macht“, rät Dötterer. Einschränkungen könne es geben, wenn die Ausrichtung des Hauses sehr ungünstig ist oder es in einem dunklen Tal steht.
Optimal ausgerichtet werden die Kollektoren nach Süden, Süd-Osten oder Süd-Westen. Schattenflächen durch Bäume sollten vermieden werden. „Die Kollektoren können prinzipiell auf jeder Art von Dach angebracht werden. Üblicherweise überprüft man die Dachkonstruktion aber zuvor, da es wirtschaftlich wenig Sinn macht, Kollektoren zu installieren, wenn zwei oder drei Jahre später eine Dachsanierung ansteht“, sagt Dötterer.
Die Nutzung von Solarthermiekollektoren auf Mehrfamilien- oder Mietshäusern ist übrigens vor allem deshalb unüblich, da die Abrechnung schwierig sei.
Pufferspeicher sind notwendig für Solarthermie
Ohne Pufferspeicher funktioniert Solarthermie allerdings nicht. „Sonst kann die Anlage nicht effizient arbeiten, da die gesammelte Energie verloren geht“, erklärt Dötterer. Das sollten Eigenheimbesitzer bedenken. Denn die Speicher benötigen Platz. „Während bei der Nutzungsvariante Brauchwasser für ein Einfamilienhaus rund zwei bis vier Quadratmeter für die Speicher ausreichen, muss man für Heizung und Brauchwasser mit mindestens fünf bis zehn Quadratmetern Fläche rechnen“, sagt der Energieberater. Der genaue Bedarf hängt aber auch von der Haushaltsgröße ab. Die Pufferspeicher enthalten Wasser und sind in der Regel etwa mannshohe und gut isolierte Zylinder mit einem Durchmesser von rund 80 Zentimetern.
Auch wer die Kollektoren für das Heizen des Hauses nutzen möchte, muss bedenken, dass er dennoch eine zweite Heizung vorhalten muss – denn das ist gesetzlich vorgeschrieben. „Solange genug Energie aus den Kollektoren im Pufferspeicher vorhanden ist, schaltet sich die Heizung aber nicht ein“, sagt Dötterer. Die verschiedenen Wärmesysteme können problemlos miteinander gekoppelt werden.
Verschiedene Kollektorarten
Die Lebenserwartung der Kollektoren liegt mittlerweile bei gut 20 bis 30 Jahren. Flachkollektoren gelten als robuster. Röhrenkollektoren erreichen allerdings eine um zehn bis 15 Prozent höhere Ausbeute, da sie aufgrund ihrer Form das Licht besser einfangen. „Röhrenkollektoren kann man heute durchaus empfehlen, da sie immer besser werden und zudem einzeln an das System angeschlossen werden. Selbst wenn mal ein Austausch notwendig wird, ist dieser also unkompliziert“, so Dötterer.
Kosten für Solarthermie
Für die Warmwassererwärmung eines durchschnittlichen Einfamilienhauses müssen Immobilienbesitzer rund 3.000 bis 5.000 Euro investieren. Wer Solarthermie zusätzlich zur Heizungsunterstützung nutzen möchte, muss mit rund 8.000 bis 10.000 Euro rechnen. „Nach oben sind zwar keine Grenzen gesetzt, aber man sollte bei der Planung die Wirtschaftlichkeit genau im Blick behalten“, rät der Energieberater. Denn größer heißt nicht unbedingt auch effizienter.
Fördermöglichkeiten für Solarthermie
Immobilienbesitzer müssen die Kosten nicht allein tragen. Im Rahmen der Förderung regenerativer Energien werden Solarthermieanlagen subventioniert. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zum Beispiel vergibt für Solarthermieanlagen bis zu einer Größe von 40 Quadratmetern Zuschüsse in Höhe von bis zu 3.600 Euro. Außerdem unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) die Anschaffung von Solarkollektoranlagen mit einem günstigen Kredit.