Energieberatung: Zwei unterschiedliche Arten
Wenn von Energieberatung die Rede ist, muss zwischen zwei Typen unterschieden werden. Es gibt die große Vor-Ort-Beratung, die von öffentlichen Stellen gefördert wird, und die Energieberatung der Verbraucherzentrale, die auch für Mieter interessant ist.
Energieberatung für Mieter und Eigenheimbesitzer
Die Verbraucherzentralen bieten überall im Land Energieberatungen an. Offeriert werden je nach Bedürfnis telefonische oder persönliche Beratungen. Experten der Verbraucherzentralen bieten aber auch Hausbesuche an. „Dort begutachten sie die Heizungssituation, Elektrogeräte, Stromverbrauch und Nutzerverhalten“, erklärt Karin Merkel, Energieexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachen. Das Ziel dieser Hausbesuche sind praktische Handlungsempfehlungen für die Bewohner. „Für Mieter, die ja nicht selbst in die Immobilie investieren können, ist der Basis-Check die optimale Beratung.“ Dieser Dienst kostet rund zehn Euro.
Darüber hinausgehend werden zusätzliche Checks angeboten, die beispielsweise die Heizungsanlage und Gebäudehülle einbeziehen. Der Service kostet rund 20 Euro. „Dieses Angebot ist vor allem für Hausbesitzer gedacht, die sich erst mal orientieren möchten, ob an ihrer Immobilie überhaupt Maßnahmen notwendig sind“, sagt Merkel. Die Verbraucherschützer geben Hinweise, wo Probleme liegen. „Das weitere Vorgehen aber bestimmen sie nicht.“
Deshalb sollten die Energieberatungen der Verbraucherzentralen auch nicht mit den ausführlichen Vor-Ort-Beratungen verwechselt werden, die vom BAFA gefördert werden.
Vor-Ort-Beratung
Spätestens wenn eine Haussanierung ansteht, ist es sinnvoll, die Hilfe eines vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle anerkannten Energieberaters in Anspruch zu nehmen. Denn ein Laie kann in der Regel nicht einschätzen, wo die größten Einsparpotenziale im Haus liegen. Vor allem aber sind die Vor-Ort-Beratungen wichtig, um staatliche Förderungen für die teuren Maßnahmen zu erhalten. Die Einschätzung und Antragstellung kann nur ein zugelassener Energieberater durchführen.
Ablauf der Energieberatung
„Beim ersten Besuch wird der Energieberater nach Hause kommen und außen und innen einen Rundgang um beziehungsweise durch das Haus machen. Er wird zum Beispiel die Gebäudehülle in Augenschein nehmen, also den Zustand der Wände und die Fenster“, sagt Christiane Heimerdinger von der Deutschen Energieagentur (Dena). Drinnen sollte er auf jeden Fall die Dachhülle und die Anlagentechnik, also den Heizkessel, begutachten.
Im besten Fall gibt er beim Rundgang direkt Tipps zu kleinen und sofort möglichen Maßnahmen. Ein Mauerschlitz als Briefkasten oder eine Katzenklappe können wahre Energielöcher sein. Die Auftraggeber sollten den Berater bitten, auch scheinbare Kleinigkeiten in den Bericht aufzunehmen oder selbst mitschreiben. Denn nicht immer finden sich diese kleinen, aber handfesten Tipps im Bericht wieder.
Ein guter Energieberater wird auch die individuellen Lebensumstände der Hausbewohner in seine Empfehlungen einbeziehen. „Zur Diagnose gehört auf jeden Fall eine gründliche Aufnahme aller relevanten Informationen in einem Gespräch mit dem Eigentümer“, sagt Heimerdinger. „Immobilienbesitzer können und sollten sich auf das Gespräch mit dem Energieberater vorbereiten, damit es möglichst effektiv ist. Dazu gehört es, bestimmte Unterlagen zusammenzustellen: Die Heizkostenabrechnungen der vergangenen drei Monate, Protokolle des Schornsteinfegers, Stromrechnungen, Rechnungen und Informationen über Sanierungen und – wenn möglich – auch Planungsunterlagen des Hauses.“
Nach der Aufnahme aller relevanten Daten wird der Experte seinen Bericht erstellen. „Am Ende sollte der Energieberater auf jeden Fall mehrere Modernisierungsempfehlungen geben und auch deren Wirtschaftlichkeit darstellen. Daher sollten die konkreten Maßnahmen, deren Nutzen und die Kosten aufgeführt werden. Zudem sollte er empfehlen, welche Reihenfolge sinnvoll ist“, sagt Heimerdinger. Bei der geförderten Vor-Ort-Beratung des BAFA gehört es zur Pflicht des Beraters, den Laien die schriftlichen Empfehlungen zu erläutern und Fragen zu beantworten.
„Energieberater sollten zudem über die Fördermöglichkeiten informieren und das in die Kostenkalkulation einbeziehen“, so Heimerdinger. Hilfreich sei es deshalb, wenn Eigenheimbesitzer dem Berater schon zu Beginn der Beratung ihr Budget mitteilen.
Den richtigen Energieberater finden
Die Berufsbezeichnung „Energieberater“ ist in Deutschland nicht geschützt. Die Qualität der Beratungen und ihr Preis können daher teilweise weit auseinander gehen, hat die Stiftung Warentest herausgefunden. Für Verbraucher kann das teuer werden. Denn wenn Werte falsch berechnet werden oder die Berichte mangelhaft sind, kann es schwierig bis unmöglich sein, an günstige Förderkredite oder Zuschüsse zu kommen.
Um Verbrauchern eine Hilfestellung zu geben, hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) eine Liste mit förderberechtigten Energieberatern zusammengestellt. „Mit der Liste finden Hauseigentümer Fachleute in Ihrer Nähe, die besonders für energieeffizientes Bauen und Sanieren qualifiziert sind. Wer dort aufgeführt ist, muss seine Qualifizierungen nachweisen und regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Geführt werden auch nur Experten, die regelmäßig Beratungen durchführen“, sagt Heimerdinger.
Die Expertin empfiehlt Hausbesitzern zudem, sich nicht zu scheuen, mehrere Angebote einzuholen. Dazu rät auch die Stiftung Warentest. „Vereinbaren Sie ein unverbindliches Vorgespräch mit dem Energieberater, in dem Sie Ihre Erwartungen skizzieren. Fragen Sie nach der Qualifikation des Beraters. Lassen Sie sich von ihm Referenzen nennen“, empfiehlt die Energieexpertin der Stiftung, Christiane Böttcher-Tiedemann. „Wenn Sie der Berater nicht überzeugt, suchen Sie weiter.“
Auf der Internetseite des BAFA findet sich außerdem als Orientierungshilfe ein Musterbericht und eine Checkliste mit den Punkten, die ein Berater abarbeiten sollte. Böttcher-Tiedemann rät zudem: „Pochen Sie auf ein vollständigen Gutachten. Verlangen Sie Nachbesserungen, wenn etwas fehlt und bezahlen Sie erst danach.“
Fördermöglichkeiten für Interessenten
Wegen der ökologischen Bedeutung unterstützten sowohl die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als auch das BAFA die Vor-Ort-Beratungen in Energiefragen. Voraussetzung ist, dass das Gebäude vor 1994 gebaut wurde und es energetisch saniert werden soll. Das Ziel muss dabei stets sein, den Effizienzhaus-Standard zu erreichen. Wird nachgewiesen, dass das wirtschaftlich nicht vertretbar ist, kann die Förderung trotzdem beantragt werden. Diese Aufgabe übernimmt der Energieberater. Ähnlich sieht das auch bei der KfW-Förderung aus.